Junges Forum – Benjamin?

Ich muss diesen Beitrag gewissermaßen mit meiner Historie beginnen….
Diese  Universität ist „ein Benjamin“ unter den Universitäten in Nordrhein-Westfalen. Das hat ein früherer Rektor der Hochschule gesagt, an der ich studiert habe. Und wenn ich mich recht entsinne, war das zu Zeiten, als der Rektor noch Kaiser und der Kanzler noch König hießen. (googelt es mal, das gabs). An dieser Hochschule meines Studiums (gibts da keinen Namen für?), der Heinrich-Heine-Universität findet das diesjährige Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung statt.

Also nicht ganz…das Forum findet nicht auf dem Campus statt, sondern in der Stadt, im „Haus in der Stadt“ oder wie es jetzt offiziell heißt „Haus der Universität“ und das liegt direkt neben einem Ort den Stuckrad-Barre so schön englisch ausgesprochen mal die shadow arcades genannt hat (eigentlich Schadow Arkaden). Genau in der Mitte zwischen der längsten Theke der Welt, dem schönen Hofgarten, dem Schauspielhaus und der Börse. Auch nett: auf dem Platz vor dem Haus gibts bunte Bänke, die man sich beim Museumsquartier in Wien abgeschaut hat.

Genug des Vorgeplänkels: Am 8./9. Juni findet also das Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung im Haus der Universität in Düsseldorf statt. Die bisherigen Foren haben sich imho immer durch eine gute, produktive Atmosphäre, guten Austausch, Vernetzung und vor allem (eines meiner Lieblingsthemen) durch gutes Feedback zu den Beiträgen ausgezeichnet. Natürlich nicht zu vergessen, dass man durch die Beteiligung von Leuten aus mehreren Fachgesellschaften gut über den eigenen Tellerrand hinausblicken kann und Anschluss an verschiedene Diskurse findet.

Deshalb hier noch mal der Hinweis: Bis Sonntag, 22.2. ist der Call for Papers ausgeschrieben, das Thema:
Bildung gemeinsam verändern – (Neue?) Impulse aus Forschung und Praxis

Disclaimer: Jung bedeutet bei dem Forum keine Altersbeschränkung, es ist ein junges Format und es geht um Nachwuchsförderung. Gerade im hochschuldidaktischen Feld ist der Nachwuchs ja sehr vielfältig und (rein rechnerisches) Alter ist nach meiner Erfahrung selten eine wichtige Kategorie.
*Benjamin? – Die Heinrich-Heine-Universität ist eine recht junge Universität, auch wenn sie in diesem Jahr gerade ein rundes Jubiläum feiert. Und Benjamin war der jüngste Sohn Jakobs.

Ach ja. Mein Lieblings-Heine-Zitat aus Studentenzeiten darf natürlich nicht fehlen. Geld ist rund und rollt weg, Bildung bleibt.

Auf das #jfmh14 folgt nun das #jfmh15 am 08./09. Juni an der #HHU Düsseldorf. Einreichungen noch bis 22. Februar: http://t.co/dF5XkQ6Clu
— jfmh15 (@jfmh15) 12. Februar 2015

Praxis lebt vom Machen – doch….

Innovatives entwickeln, umsetzen, Lehre verbessern, Hochschulen verändern. Praxis lebt vom Machen.
Doch ohne Theoriebezug, Reflexion und prüfen, „was schon da war“ funktioniert eine Weiterentwicklung nur nach reinem trial & error. In hochkomplexen Situationen – und Bildungsprozesses sind nie einfache Wirkmechanismen – ist es sinnvoll, nicht einfache Routinen zu verwenden, sondern wissenschaftlich prüfend vorzugehen.
Kurz gesagt: In einem Wiki habe ich mal eine kleine Sammlung von hochschuldidaktischer Literatur, die Open Access zugänglich ist, zusammengestellt. Noch nicht theoriegeleitet systematisiert, noch unvollständig. Wer also beim work-in-progress mit Ergänzungen, Kommentaren, Kritik aufwarten kann: Hier Eure herzliche Einladung dazu.

Und zum Weitersuchen über Open Access hinaus gibt es beim Informations- und Dokumentationssystem Hochschule eine m.E. gute Datenbank, bei der ich allerdings nicht weiß, wie stark sie weitergepflegt wird / werden kann. Möglicherweise entsteht hier etwas neues in diese Richtung beim Fachinformationsdienstes Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung. Ich kann allerdings nicht einschätzen, wie stark das Themenfeld Hochschuldidaktik dort im Blick ist.

Moderationsspass – (Kick-Off Webinar German Chapter Europortfolio)

Wir waren nicht unglaublich viele. Aber es war hochspannend.
Über ein Dutzend Personen aus unterschiedlichen Bereichen, die sich zum Thema ePortfolio austauschen wollten: Der Chat brummte nur so. Schon in der Vorstellungsrunde beim Webinar-Kickoff des German Chapters Europortfolio (#EurportfolioDE) kamen interessante Projekte, Rückfragen, Ausblicke, Kooperationsmöglichkeiten zusammen.
Während der Erläuterung, was denn eigentlich das German Chapter Europortfolio ist, blieben die Rückfragen nicht aus, erste Themenwünsche der TeilnehmerInnen für die nächsten Sesssions ließen sich ausmachen.
Dann wurden noch Möglichkeiten zur Dokumentation der ePortfolio-Aktivitäten in Deutschland vorgestellt und kritisch diskutiert, nach welcher Systematik mit welchem Werkzeug man vorgehen könnte. Ich hatte mich bereit erklärt vor allem zu moderieren – und durch die Unterstützung der anderen ausm Kreis des Chapters und die Tipps von den TeilnehmerInnen zur Bedienung von Connect und zur Moderation, ging alles leicht, freudig und wie im Flug von der Hand. Jetzt bin ich aber um so gespannter, den Chatverlauf noch mal nachzulesen und weitere Schritte abzuleiten. Und internationale Kooperationsanfragen gibt es auch schon.

Will auch gar nicht zu viel vorwegnehmen, schaut selbst:

Als nächster Termin und Thema geplant:
26.3., 18.00-19.30 Open Badges (mit Ilona Buchem)


Apropos nicht so viele ;)…im Chapter sind mittlerweile schon 44 Personen eingetragen!

Mir noch mal wichtig: Der Verweis auf epak – der ePortfolio-Arbeitskreis, zu dem ich nicht gebloggt habe (aus Zeitgründen und weil es ein irgendwie fast familiärer Rahmen war). Gegründet hatte sich epak beim Jungen Forum Medien und Hochschulentwicklung 2012 in Hamburg (hier findet sich der Tagungsband) und seitdem immer wieder online getroffen. Ohne das wäre ich sicher nicht so früh auf das German Chapter Europortfolio gestoßen.
Freue mich auch beim epak auf die nächste Zusammenkunft, zu der ich dringend doodlen muss….
P.S. Puh, endlich mal wieder ein Blogeintrag.

Einfach nur Danke

Feiertage, Jahresende, Bilanz ziehen?
Einfach mal wieder bloggen…Nur ganz kurz, dafür um so wichtiger.

Da man sich ja insbesondere in dieser Zeit nicht f2f sieht, auf diesem Wege ein ganz großer Dank an alle, die mich hier immer wieder auf interessante Paper hinweisen, Diskussionen anstoßen, für (auch miese) Kalauer zu haben sind, hartnäckig nachfragen, öffentlich nachdenken und irritieren. An alle, die die Diskussion auf Konferenzen online fortführen und so vielen ein Dabesein erlauben.

Danke Euch, danke meiner Timeline und ganz besonders denjenigen unter Euch, die immer wieder für spannende Ideen, skurriles, neues aber auch bestätigendes zu haben sind!

Es macht einfach Spass mit Euch und ich freu mich auf 2015 – vielleicht auch mal wieder mit ein paar mehr Ausführungen meinerseits an dieser Stelle im Blog…
Bis dahin (aber auch sonst) gilt

Haha…Lernen


1. Das Gehirn ist eine Vorhersage-Maschine, sagt der Soziologe Dirk Baecker (im dctp.TV, leider nur als Ankündigung online).

2. Wenn Vorhersagen des Gehirns im positiven Sinne anders eintreffen, als erwartet, findet Dopaminausschüttung im Hirn statt, es kommt also zu drogenartigen Glücksgefühlen. Die Belohnung mit Glücksgefühlen ist wichtig, denn so findet Lernen statt, sagt Spitzer (2009, S. 182).

3. Es gibt unterschiedliche Formen des Witzes. Eine funktioniert, indem Erwartungshaltungen durchbrochen werden. Ich bin mir nicht mehr sicher, von wem diese Funktionsweise von Witzen stammt. Freud, Kant – Google-Suche ergab keine zufriedenstellenden Ergebnisse – was ich aber belegen kann ist die „Inkongruenztheorie“ aus der Humorschforschung. Laut der funktioniert ein Witz, weil etwas eintritt, was nicht kongruent (deckungsgleich) zu dem ist, was man erwartet hätte…

Wozu diese paar Zeilen? Humor und Lernen haben miteinander zu tun, sie laufen zumindest zum Teil gleich ab.

Danke für die Inspirationen zu diesem Blogpost nach mehr als einem Jahr Blog-Stille bei mir durch Kristina Lucius und Robert Aust.

@timovt @robaust81 In der Pädagogik ist Spaß nicht vorgesehen oder habt Ihr jemals einen (Lexikon-)Artikel darüber gelesen? 😉
— Kristina Lucius (@LuciLucius) November 7, 2014

@LuciLucius agree! #derernstdeslebens beginnt ja schon im Kindergarten, die Uni ist dann fein raus
— Robert Aust (@robaust81) November 7, 2014

Nachfragen – bitte!

In der Ausgabe vom 9.7.2013 der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung findet sich ein umfangreiches Interview mit der Bildungsministerin Johanna Wanka (leider nicht online). Es geht um ihre Zeit in der DDR, Pragmatismus und Anpassung, die Rolle ihrer Mutter und ihres Vaters und um die Wende. Das liest sich soweit alles ganz interessant und auch die Fragen der interviewenden Journalisten sind m.E. ganz gut gelungen. Am Ende aber folgt ein Absatz, wo ich mir dachte: Was ist denn jetzt passiert? Da wird Wanka mit einer Aussage wiedergegeben, die man ohne weiteren Kontext nicht verstehen kann (oder zumindest ich nicht). Wäre da nicht mal Nachfragen angesagt, liebe Journalisten? Ist das kein authorisiertes Interview, wo eventuelle Unklarheiten noch mal entdeckt hätten werden können?
Jedenfalls steht da schwarz auf weiß:

Frau Schavan hat ihr Amt aufgeben, weil ihre Universität ihr den Doktortitel aberkannt hat. War der Rücktritt unvermeidlich?

Als die Kanzlerin mit mir sprach, habe ich als Erstes gefragt: Gibt es keinen Ausweg? Es ist unendlich traurig, und ich finde es entsetzlich und absolut ungerecht. Eigentlich ist die ganze Sache nicht zu verstehen. Es ist das, was ich in der Politik schlimm finde: dass man so behandelt werden kann.

Wenn ich mich recht entsinne, war doch ein Grund für den Rücktritt, dass eine amtierende Bildungsministerien schlecht gegen die in ihren Zuständigkeitsbereich fallende Hochschule juristisch vorgehen kann. Zumindest argumentiert die Welt u.a so – auch wenn sie ansonsten immer wieder seltsam wiederholt, der Computer habe gesprochen. Aber auch darum geht es mir hier nicht.
Denn wie dem auch sei, möchte ich hier gar nicht groß inhaltlich diskutieren, wie es z.B. causa schavan tut. Ich wundere mich nur ehrlich, warum man da als Journalist nicht nachfragt oder als Politikerin für Klarheit sorgt. Oder wer da der Leserschaft warum Raum für Vermutungen gibt. Oder sollte es absichtlich nebulös bleiben, wie in meiner TL vermutet wurde?

@timovt oder ein cleverer Journalist weiß, dass das Zitat allein für mehr Aufregung sorgen könnte.
— Anja Lorenz (@anjalorenz) June 10, 2013

6 Thesen zu (c)moocs (in den Medien)

Oh das wurde ja mal wieder Zeit: Bloggen nachdem ich  gut anderthalb Jahre hier nichts mehr geschrieben habe. Mal schauen ob’s noch geht….Das Backend von Blogger sieht schon mal ganz anders aus, eher wie google-drive. Das sollte aber kein Hindernis sein.
Der Anlass: Große Berichterstattung in verschiedenen Medien zum Thema moocs – oder vielleicht doch zum Thema Bildungsexpansion, Einsparmöglichkeiten und mediengestützte Lehre? Jedenfalls verwischt da einiges, das ich versuchen wollte ein wenig (auch für mich) zu sortieren und manches finde ich zumindest diskussionswürdig.

Vor meinen 6 Thesen:
Eine gute Übersicht zu den verschiedenen mooc-Typen und generell zum Thema gibt es hier: http://www.e-teaching.org/lehrszenarien/mooc
Und einen guten Einstieg zur Medienberichterstattung bietet auch Joachim Wedekind in seinem Blog:
http://konzeptblog.joachim-wedekind.de/2013/03/14/moocs-so-und-so-gesehen/

These 1 – Nicht einfach preiswerte Bildung für jeden
In der medialen Berichterstattung zu den moocs wird einerseits häufig die Demokratisierung von Bildung ausgeführt, andererseits aber auch zunehmend deutlich, dass kommerzielle Interessen hinter dem Angebot von moocs stehen. Sicherlich ist dies sehr differenziert zu sehen, weil es sehr viele unterschiedliche Modelle von moocs gibt, trotzdem will ich hier mal die m.E. problematischen Aspekte herausgreifen:

moocs als Ersatz
So schreibt die Zeit, dass die moocs der Elitehochschulen teilweise Grundkurse ersetzen

Staatliche Hochschulen wie etwa die San José University kaufen diese Kurse und ersetzen damit ihre Grundkurse – um mehr Menschen mit akademischer Bildung zu erreichen, die Durchfallquoten zu senken und gleichzeitig Geld zu sparen.

Auch wie Hochschulpräsidenten sich die konkrete Umsetzung vorstellen, weiß die Zeit:

Manch ein Hochschulpräsident denkt daran, wie sich durch die Verlagerung von Vorlesungen ins Netz Kosten für Personal und Räume sparen ließen. Zugleich eröffnen die Mooc neue Einnahmequellen. Die Idee: Unis liefern die Inhalte, private Firmen stellen sie auf ihre Plattformen und beteiligen die Hochschulen an den Erlösen.

Wenn hierbei allerdings allein auf die moocs gesetzt wird (vgl. These 5), frage ich mich, ob die Durchfallquoten tatsächlich gesenkt werden können. Wenn ja, könnte das auch daran liegen, dass Studierende einfach viel zusätzliche Zeit in die Bearbeitung der moocs investieren.  Und öffentlich finanzierte Erstellung von Lehr (!) Inhalten dann mit der Unterstützung privater Firmen wieder an Studierende zu verkaufen, klingt in Zeiten von Open-Educational-Ressources vorsichtig gesagt ein wenig weird.

moocs für Bildungsbenachteiligte
Immer wieder wird angeführt, dass moocs dazu beitragen können, dass (hochwertige?!) Bildung für alle Personen mit Internetzugang möglich werde. Mit ganz viel Pathos vertritt dies Daphne Koller (@DaphneKoller) in einem TED-Video. Nüchtern auf die Verteilung der TeilnehmerInnen nach Staaten hat dagegen Rolf Schulmeister geschaut: 38,5 % kommen aus den USA und 0,4 % aus Südafrika. Auch in Bezug auf den Bildungsabschluss scheint der Demokratisierungsanspruch nicht erolgreich, wie Philipp Schmidt bei einem Vortrag (@schmidtphi) auf der Internet und Gesellschaft Initiative „Lernen in der digitalen Gesellschaft“ zeigte: 90 % der Befragungsteilnehmenden eines untersuchten coursera-moocs hatten Hochschulabschluss, 10 % sogar einen Dr.

moocs für Bewerbungsdaten
Wie die Geschäftsmodelle von moocs aussehen können, weiß die Süddeutsche Zeitung noch nicht („obwohl noch nicht klar ist, wann und wie sie profitabel werden könnten“), ein paar Hinweise gibt aber auch Schulmeister:

  • Mooc-Betreiber vermitteln über Tests Lernende an Unternehmen (und erhalten dafür vermutlich auch Geld)
  • Mooc-Betreiber sammeln Daten über das Lernverhalten ggf. auch für zukünftige Arbeitgeber
Weiter führt er aus, wie in ebooks, die amerikanische Hochschulen für ihre Studierende anschaffen, learning analytics betrieben wird – und zwar nicht für die Lehrenden und Lernenden zur Unterstützung des Lernprozesses, sondern für die Verlage.
Welchen Weg iversity, die „[erste] kommerziellen MOOC-Plattform in Deutschland“ (SZ) gehen will, ist mir noch nicht klar. 


These 2 – Was schon da ist, wird nicht gesehen und genutzt
Die Berichterstattung in den Medien zum Thema moocs schlägt häufig in die Kerbe an deutschen Hochschulen würden digitale Medien noch nicht ausreichend für die Lehre genutzt und die moocs seien ein Grund, sich damit nun stärker auseinanderzusetzen. Das geht soweit, dass es in der Zeit so klingt, als würde iversity die erste Lernplattform überhaupt aufbauen (ich weiß das ist kleinlich gelesen):

Auch in Deutschland bringen sich dafür gerade mehrere Unternehmen in Stellung. Hannes Klöpper will mit seinem Start-up Iversity das europäische Coursera werden. Es wurmt ihn zwar, dass er schon vor vier Jahren die Idee für eine Lernplattform hatte und ihm die Amerikaner zuvorgekommen sind.

Fakt ist aber halt, dass iversity schon lange auf dem Markt ist. Mit einer m.E. interessanten hochschulübergreifenden Lernplattform (u.a. mit Funktionen wie social reading) und jetzt die Plattform für einen mooc weiterentwickelt. Auch die SZ hatte das nicht weiter ausdifferenziert, den zugehörigen Artikel aber mittlerweile aus dem Netz genommen.
Dass es schon lange eine Vielfalt unterschiedlicher Plattformen gibt, deren Öffnung für Inhalte aus dem Netz auch schon seit Jahren vor allem von Michael Kerres gefordert wird (wie hier im cmooc Zukunft des Lernens) fällt dabei unter den Tisch. Genauso die deutschsprachigen moocs, die eben in der Mehrzahl ein didaktisch spannenderes Format fahren, als die in den Medien präsenten xmoocs. Eine gute Übersicht zu den deutschprachigen moocs sowie den verschiedenen mooc-Varianten gibt es bei e-teaching.org.

These 3 – Kooperationen werden nicht genutzt
Gemeinsam entwickeln und durchführen
Moocs könnten eine neue Gelegenheit sein, Lehren und Lernen gemeinsam zu planen, zu konstruieren, kooperativ zu entwickeln und zu ermöglichen. Bei den cmoocs ist das in der Tat immer wieder der Fall: Mehrere unterschiedliche Dozierende kommen zusammen, beziehen ihre Inhalte und Methoden aufeinander, machen z.T. auch Ihre Planungen transparent und reagieren (unterschiedlich) auf die Beiträge der Lernenden in Blogs, Tweets, Connect-Sitzungen. Zu dem Thema hat Claudia Bremer auch einiges auf ihrer Webseite bereitgestellt: http://www.bremer.cx/veroeffentlichung.html#mooc.

Offenheit der Kurse nutzen
Diese Offenheit der Kommunikation und freie Zugänglichkeit von Inhalten erlaubt verschiedene Perspektiven auf Fragen, Definitionen, Lösungen, das Einbringunen von unerwarteten Tools durch die Lernenden (vgl. mein Artikel dazu hier, S. 449-452) sowie die Begegnung mit TeilnehmerInnen, die ich in einem traditionellen Hochschulkurs vielleicht nicht treffen würden (vgl. einen Artikel von Martin Ebner (@mebner) und mir, der noch im Erscheinen ist). In xmoocs wird diese Chance für eine diverse Teilnehmerschaft kaum unterstützt. Durch amerikanisch geprägte Beispiele wird die kulturell unterschiedliche Herkunft der Teilnehmenden – ein Aspekt ihrer Diversität – missachtet. Oder versteht Ihr genug von Baseball, um Statistik-Beispiele dazu zu bearbeiten?

Viele der Inhalte sind ohnehin nur in den entsprechenden Plattform auffindbar, Peter Baumgartner dazu: „So hat z.B. Coursera seine Videos aus dem Kurs wieder gesperrt!“

Immerhin hat der coursera-Kurs „elearning and digital cultures“ (den ich angefangen aber nicht zu Ende gemacht habe) einiges an Content aus dem Netz eingebunden, z.B. ein paar sehr gut gemachte youtube-videos (zwei hatte ich auch schon in meine youtube-Playlist eingefügt). Außerdem sind die beiden von Claudia Bremer mitgestalteten und organisierten Kurse opco11 und opco12 noch immer komplett im Netz auffindbar.

Dass nämlich das alte Prinzip „eher teilen Lehrende ihre Zahnbürste, als ihren Content“ nicht mehr uneingeschränkt gilt, könnte man durch moocs unterstützen, wenn die Inhalte auch offen bleiben und nicht nach Beendigung eines Kurses nicht mehr aufrufbar sind. Eine Überlegung in dieser Richtung hat beispielsweise Sandra Schön (@sandra_schoen) in ihrem Blog mit Blick auf das Mooc-Fellowship ausgeführt.

Dass so etwas wieder dem flipped classroom helfen kann, zeigt Christian Spannagel, der zuletzt das Video eines anderen Lehrenden für seine flipped Vorlesung verwendet hat – finde den Tweet dazu aber irgendwie nicht.

These 4 – Interaktionsmöglichkeiten sind unterbelichtet
Dass Moocs mehr sind als digitale Vorlesungen, weiß auch die Süddeutsche Zeitung:

[Moocs] sind interaktiv. Studenten sollen an Diskussionsforen teilnehmen, erhalten Hausarbeiten, können Prüfungen ablegen.

Diskussionsforen, Hausarbeiten und eAssessment sind aber keineswegs neu, beim eLearning findet das ja in unterschiedlichen Ausprägungen schon lange statt – zumindest dann, wenn über den Einsatz von Lernplattformen als PDF-Schleudern hinausgegangen wird.

Ein – weitgehend – neuer Interaktionsaspekt in moocs ist jedoch der massive Einsatz von Peer-Feedback. Studierende reichen ihre Hausarbeiten ein und geben dann anderen Studierenden Feedback und erhalten von anderen Studierenden Feedback. Das ist das Modell, mit dem Massen von Studierenden eine Rückmeldung gegeben werden kann. Dabei verschwinden die Lehrenden aber oft ganz aus dem Lehr-Lernprozess.

Auffällig ist, dass die Online-Kurse fast überall als „soziale Plattformen“ oder „Lernen im Zeitalter des Web 2.0“ beworben werden. Gerade in den großen Kursen ist meist genau das Gegenteil der Fall. Der Austausch läuft meist über ein klassisches Diskussionsforum, in dem nur ein kleiner Teil der Lernenden aktiv werden, ganz zu schweigen von ihren Dozenten

Kritisiert auch Jöran Muuß-Meerholz (@jmm_hamburg). Wohlgemerkt ist dabei vor allem von den so genannten xmoocs die Rede. Claudia Bremer fasst das so zusammen, dass die Frage sei, ob man Frontalunterricht online mache. Dass die meisten xmoocs schon fast dahinter zurückfallen, haben Khalil und Ebner (2013) mit ihrer Untersuchung von Interaktionsmöglichkeiten gezeigt, indem sie bei 30 moocs Kursdokumente, Diskussionen und Interaktionstools analysierten. Ein Ergebnis ist besonders ernüchternd:

Since “student to instructor” interaction is missed in [x]MOOCs, futurestudies should be carried out to suggest more strategies and instructional activities that promote and enhance MOOCs “student to instructor” interactions. (Khalil und Ebner 2013, S. 18).

Für cmoocs habe ich mit Martin Ebner (im Erscheinen) mal analysiert, was über Twitter kommuniziert wird, da dieser Kommunikationskanal dort oft ein wichtiges Element ist.

These 5 – Präsenzhochschule und moocs passen noch nicht
Moocs und die klassischen Präsenzhochschulen passen zumindest noch nicht zueinander. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass in den Medien dann teilweise Konzepte durcheinandergeworfen werden. So sieht die Zeit das Prinzip des flipped classroom wie es in der Khan Academy verfolgt werde als Grundlage für die moocs:

Khans Prinzip – auf dem inzwischen alle Moocs beruhen – ist der flipped classroom: Anstatt seinen Schülern Frontalvorträge zu halten, filmt sich der Dozent in seiner Unterrichtsstunde ab und stellt das Video ins Netz. 

Nur ist weder das Einstellen von Unterrichtsvideos ein mooc, noch ein flipped classroom. Bei einem xmooc werden die Videos in eine Kursstruktur eingebunden, bei dem oft das Peerfeedback auf eingereichte Aufgaben das zentrale Interaktionselement ist. Auch die Zeit  verwechselt Video-Bereitstellung, flipped classroom und moocs.
Der Reiz des flipped classroom besteht aber gerade darin, dass die Präsenzzeiten besser für Interaktionen, Fragen, Problemlösungen genutzt werden können (vgl. flipped classroom ist nicht Videolernen). Bei den meisten moocs gibt es aber keine Präsenzveranstaltungen (im Sinne von face-to-face-Treffen). Wie flipped classroom und moocs thematisch zusemmengebracht werden können, zeigen Claudia Bremer (@clbremer) und Christian Spannagel (@dunkelmunkel) sehr schön hier.

Es gibt aber einige Versuche, moocs im Sinne von Blended Moocs durchzuführeh, also mit einem Online- und einem Präsenzanteil. Wie das aussehen kann, hat Volkmar Langer (@VolkmarLa) u.a. beim Fachforum „Open Online Courses – Perspektive für (offene) Bildungsveranstaltungen für Hochschulen und Weiterbildung erläutert:

These 6 – Moocs sollen von der Lehre entlasten
Werden Moocs weiter vor allem und nahezu ausschließlich auf die Interaktion zwischen den Studierenden/Lernenden ausgerichtet, hat wohl Marcus Rieke, Geschäftsführer von iversity mit dem recht, was er in der Süddeutschen Zeitung äußert, nämlich dass moocs auch von der lästigen Pflicht der Lehre entlasten:

Und die Professoren könnten sich dem widmen, was die meisten sowieso viel lieber täten – nämlich hauptsächlich forschen. 

In diese Richtung zu gehen, halte ich aber für einen fatalen Weg. Vielmehr sollte man/ sollten wir uns Gedanken machen:

  • Wie können moocs und Präsenzveranstaltungen lernförderlich miteinander verbunden werden? (Grundsätzliches zur Verbindung von Offline und Online habe ich mit zwei Kolleginnen mal hier angerissen)
  • Wie kann die Interaktion in den moocs (vor allem den xmoocs) methodisch vielfältiger werden?
  • Wie kann gewährleistet werden, dass die Lernenden auch mit der/die Prof. kommunizieren, d.h. Lehren und Lernen zusammen gedacht wird?
  • Wie erreichen wir eine international diverse Studierendenschaft? Gerade auch mit Blick auf die zunehmende Öffnung der Hochschulen?
  • Wie können Geschäftsmodelle entstehen, die nicht auf eine Kommerzialisierung von Bildung und einen Ausverkauf von Daten hinauslaufen?
Ich denke da bewegt sich bereits einiges in die Richtung.
Ich habe hier vor allem noch mal vor dem Hintergrund der Berichterstattung in den Medien noch mal schauen wollen, was es zu tun gibt. Hoffe das ist mir einigermaßen gelungen, freue mich auf Kommentare und Hinweise.
Und für mich bleibt noch als nächstes den Artikel von Daphne Koller u.a. zum Thema Abbruchquote zu lesen. Vielleicht finden sich da ja auch schon Ansätze :).

Tag der Lehre – Gemeinsamkeiten und Austausch

Der zweite Tag der Lehre, der universitätsweit an der Heinrich-Heine-Universität durchgeführt wurde, hat vor m.E. allem bewirkt:

An wichtigen Stellen eine gemeinsame Basis zwischen Studierenden und Lehrenden, ein Gemeinschaftsgefühl sichtbar zu machen. Hinzu kommen die Anregungen aus den 3 verschiedenen Workshops zu den Themen Mentoring, Vorlesungen gestalten und eLearning. Dazu kann ich aber nur aus einer Moderationssicht berichten, da ich den eLearning-Workshop gegeben hatte.

Im Einzelnen:
  1. Wertschätzung Lehrender
    Die Nominierten für den Lehrpreis (vergeben wurden dann 4 plus hein@ward für eLearning) wurden von den Studierenden vorgestellt. Eine schöner Anlass zu sehen, was in den einzelnen Fächern so vor sich geht und was die Studierenden interessiert. Nicht unwichtige Statements der Lehrenden dabei (mind. 2 mal): Dass Ihre Chefs genug Freiraum für die Lehre gelassen hätten!
  2. Wertschätzung Studierender
    Als tomonetto den Preis der Jury für das beste Studierendenprojekt erhielt, war die Rührung groß – und ich meine sagen zu können, dass es ansteckend war, auch die Lehrenden sich mitfreuten. Unnötig zu erwähnen, dass der Publikumspreis für das Projekt Stammzelleninitiative ähnlich gewirkt hat.
  3. Austausch großgeschrieben
    Den eLearning-Workshop hatten wir (Frau Meinert, Prof. Decking und ich) in der Planung auf Tests und Assessment ausgelegt. Denn im Rahmen der HeinEcomp-Förderung war das bei vielen Projekten ein wichtiges Thema gewesen. Also warum nicht die in den Projekten vorhandenen Erfahrungen nutzen, damit Interessierte mehr erfahren und im Austausch neue Ideen enstehen? So wie es schon erfolgreich bei den verschiedenen Netzwerktreffen stattgefunden hat. In 3 Kleingruppen von 5-6 Personen war der Austausch dann kaum zu bremsen, der für eine Stunde angesetzt Workshop war fraglos zu kurz. Trotzdem wurden Themen von E-Klausuren (Planungen für eine ILIAS-Klausureninstallation), über Online-Praktika bis ePortfolios nicht nur angeschnitten.
Dass der Tag der Lehre auf Nachhaltigkeit ausgelegt war, merkte man dann schon in der Evaluation. Die Veranstaltung war noch nicht ganz zu Ende, schon wurden die ersten Erfahrungen, Wünsche, Verbesserungsvorschläge abgefragt. Bin gespannt auf die Evaluationsergebnisse, die für Januar angekündigt sind.
Den offiziellen Rückblick zum Tag der Lehre gibt es hier.

Anders anders

Ich muss bei Diversität ja immer an Jelly Beans denken. Zumindest symbolisieren die jene Diversität, die mich persönlich am meisten interessiert: Unterschiede, die nicht direkt sichtbar sind.

Untersuchungen, Überlegungen und Maßnahmen zu nicht direkt sichtbarer, nämlich Lehr- und lernrelevanter Diversität konnte ich am 29. November zusammen mit Birgit Szczyrba bei einer Tagung des CHE in Berlin vorstellen.

Die Tagung mit dem Titel „Anders messen. Diversity-Monitoring für Hochschulen“ war extrem gut besucht und zumindest von den Themen her auch extrem vielfältig und international besetzt. Die Foliensätze waren bereits einen Tag später alle online, insofern kann ich mich auf einen kurzen Eindruck beschränken.
Dass der Umgang mit Diversity-Daten nicht unproblematisch ist, wurde ausführlich am ersten Abend diskutiert. Sind solche Daten eher wichtig, um einen „Aufschrei“ zu provozieren und Entwicklungen anzustoßen, wie Christina Vocke es formulierte – oder kann man ohne Daten Ausgangslagen und Handlangsbedarfe erst gar nicht erkennen und die Zielerreichung nicht messen, wie ich Alan Jenkins verstanden habe.
Mir persönlich war diese Diskussion an dieser Stelle etwas zu allgemein gehalten, kann man unter Daten doch sehr viel verstehen, soziometrische Daten, psychometrische Daten (das CHE-QUEST vereint beides) selbstproduzierte Daten, Daten in Form von elektronisch vorliegenden Dokukmenten – von der Post-Privacy-Diskussion ganz zu schweigen. So wurde in Berlin bei Daten immer Diversity mitgedacht, ohne es auch durchgängig so zu benennen.
Neben institutionell erhobenen Daten erscheint es mir aber wichtig, auch auf die Daten zu schauen, welche Personen in Lehr-Lern-Interaktionen voneinander „erheben“. Ohne diese kann Lernen nur schwer funktionieren, gerade in Online-Situationen wird ja bspw. auch über die Bedeutung geteilter Kognitionen diskutiert. Denn mit entsprechendem Hintergrundwissen, mit der Unterstützung sozialer Aktivitäten steigen die Aussichten darauf, dass Wissen geteilt wird, welches über den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus geht.
Genau deshalb sollte eLearning immer auch einen sozialen Aspekt umfassen. Ängste, dass persönliche Aspekte im eLearning verschwinden, kann ich deshalb bei sinnvollen, gut geplanten eLearning-Umsetzungen nicht teilen. Persönliches, aber auch Lernfortschritte und -ergebnisse kommen nur anders zur Geltung und werden ggf. sogar dokumentiert und zwar je nach den Zielen der Beteiligten auch unterschiedlich zugänglich (siehe bspw. den komplett öffentlichen MOOC opco11, ein sehr spannendes Experiment).
Zurück zu der Berliner Tagung: Wie unterschiedlich Programme und Ergebnisse aus der Diversity-Forschung sind, lässt sich schon aus den beiden Workshops ableiten, bei denen ich als Teilnehmer dabei sein konnte:
  • Pierre Mehlkopf von der Hogeschool Inholland berichtete von einem Klassenlehrersystem, das man eingeführt hatte um zu verhindern, dass Studienabbrecher erst bemerkt werden, wenn sie bereits weg sind. Individueller, persönlicher Kontakt war hier also die elementare Maßnahme. Sicherlich nicht überall umsetzbar.
  • Jürgen Scheibler und Wolfgang Menzel von der Hochschule Zitta/Görlitz („Wer in Mannheim im Zug eingeschlafen ist, in Dresden nicht aufgewacht ist, kommt nach Zwickau.“) berichteten davon, wie sie nach einer Analyse Ihrer (leider sehr wenigen) Studierenden als Pragmatiker(innen) nach der CHE-Quest-Typologie passende Fördermaßnahmen für einen schnellen Abschluss umgesetzt hatten. Ob die häufige Rede von „großem Druck“ in dem Vortrag wirklich für ein gutes Konzept spricht, wird sich wohl noch zeigen müssen.
Selbstnotiz: Ich muss unbedingt noch nach dem „Vielfalt als Chance“-Foliensatz fragen. Der war extrem unterhaltsam und visuell anregend!