Bilderflut: Gefangene Blogstöckchen zu Lehr-/Lernraumbildern

Ich hätte nicht gedacht, dass man so viel Interessantes zu lesen und zu sehen bekommt, wenn man ein Blogstöckchen wirft. Hätte ich aber nach nach meinen ersten positiven Erfahrungen mit dem Format ahnen müssen. Wir werden mit den Beiträgen einiges Anfangen können – dazu später mehr.

Was ist ein Blogstöckchen?
Hier noch mal kurz für diejenigen, die nicht wissen, was ein Blogstöckchen ist (ansonsten Absatz überspringen): Es werden eine Frage gestellt und Leute für Antworten nominiert, von denen man sich spannende, interessante, kontroverse Beiträge erhofft (der Stock geworfen). Es gibt eine Deadline, innerhalb derer die Antworten gesammelt werden und weitere Personen von den Nominierten nominiert werden. Idealerweise werden durch Verlinkungen der Blogbeiträge (Pingbacks als automatische Verlinkungen, die auch in den Kommentaren der verlinkten Blogs auftauchen) die Beiträge auch miteinander verbunden. Am Ende gibt es eine Vernetzung, ggf. eine Diskussion unter den verschiedenen im Themenfeld aktiven oder an ihm interessierten Leuten (die das Blogstückchen gefangen haben). Mein erstes Blogstöckchen habe ich durch Elke Lackner kennengelernt, es ging um  Ist Geiz geil? – Kostenloskultur in der Bildung Ein anderes schönes Format, um ein Thema in Blogs zu bearbeiten ist m.E. die Blogparade. Die letzte sehr ergebnisreiche (die ich aber noch lesen muss), hat Oliver Tacke zur Frage „Was macht ein Hochschulstudium aus? Und was davon lässt sich weshalb nicht digital abbilden – oder warum vielleicht doch?“ initiiert. Gibt bestimmt noch mehr solcher Formate, das wäre aber bestimmt ein eigener Blogpost (oder eine Parade oder ein Stöckchen…?).

Womit ging es los?
Was war jetzt in den letzten Wochen seit dem Blogstückchen-Wurf (am 27.7.) so los? Über Twitter habe ich einige gekonnte Fänge gesehen und auch schon ein paar Reaktionen der Nominierten untereinander. Meine Wenigkeit war zunächst einmal recht still – Urlaub :). Das soll sich jetzt aber ändern, deshalb hier eine (eigentlich als kurz geplante) Zusammenfassung der Beiträge. Worum ging es?

Überlegt welche Erfahrungen/Ideale/Fragen ihr mit Lehr/Lern-Räumen verbindet. Sucht 1-2 Bilder dazu raus (das können Fotos, Visualisierungen, Skizzen, Screenshots, Animationen) sein. Schreibt was zu den Erfahrungen, auch zu Wünschen und Idealen. Oder zeigt uns einfach nur die Bilder.

Mit welchen Bildern wir (d.h. außerdem noch Christian Kohls und Yvonne-Beatrice Böhler) gestartet sind, könnt ihr hier im Aufruf zum Blogstöckchen nachlesen. Wie wurde gefangen?

Die (bislang) gefangenen Blogstöckchen
Als erstes hat Elke Lackner das Thema Lehr-/Lernraumbilder aufgegriffen: Richtig gelernt hat sie eher zuhause, gerne in der Bibliothek (wegen der Atmosphäre, das kenne ich von mir auch, aber nicht so altehrwürdig, siehe CC-BY-Bild). Wichtig sind Steckdosen und vor allem Flexibilität. Mit Blick auf die Lehrräume betont sie die Bedeutung der Rolle der Lehrenden und das Wohlfühlen. Also auch wieder die Atmosphäre. Das scheint mir ein wichtiger Punkt zu sein, schwer greifbar und deshalb umso bedeutsamer. Was Bedeutung und Nichtgreifbarkeit angeht vielleicht vergleichbar mit der Lehr-Lern-Kultur. Und wenn man nicht in der Bib lernen kann, weil die umgebaut wird, sammelt die Hochschule pragmatisch alternativen im Blog – aber lest selbst.
Graz University-Library reading-room
By Dr. Marcus Gossler (Own work) [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Schon zwei Tage später haben Urs Henning und Gregory Turkawka das Blogstöckchen aufgegriffen:

Urs Henning trifft m.E. mit seinem Beitrag „Zukünftige Lernorte“ einen für Bildungsthemen zentralen Punkt: Kooperation. Hier die Kooperation von Architektur und Pädagogik. Informelles und Formelles Lernen, Heterogenität und virtuelle Lernräume sind ihm wichtig. Auch hier: Die Rolle der Lehrenden. Auch Pausen-Räume gut zu gestalten, bringt einen neuen Punkt in die Blogstöckchenrunde.
Anhand dreier eindrücklicher Lernräume berichtet er dann u.a. von

  • der Verbindung von materiallen Objekten und digitalem Raum in der Kunstbibliothek Sitterwerk mit integriertem Werkarchiv; und dieser Aspekt „Auf der Suche nach bestimmten Büchern findet man andere Medien, die man nicht gesucht hat“ erinnert mich an das Serendipity-Konzept, über das u.a. Ilona Buchem sowie Michael Kerres, Tobias Hölterhof und Axel Nattland präsentiert/geschrieben haben.
  • dem interaktiven Lehr- und Lernraum „The Futuer Classroom Lab“ in Brüssel, entwickelt vom European Schoolnet. Außerdem verlinkt er einiges an Material und Tools. Hier würden mich noch eigene Erfahrungen interessieren. Ich selbst habe etwas Mühe, den Überblick in den Materialien zu bekommen. Ist aber ggf. nur eine Zeit- und Übungsfrage oder liegt evtl. an Unterschieden zwischen Vorgehensweisen in Schule und Hochschule?
  • der Sekundarschule Seehalde. bei der ähnlich wie in Großraumbüros gelernt wird. Verlinkt sind anschauliche Videos (auch mit kritischen Stimmen).
Was ich mir von den ihm verlinkten Artikeln hoffentlich noch mal genauer anschauen kann sind das im Horizon-Report angeführte Learning Spaces Collaboratory und das Learning Spaces Rating System (erscheint mir auf den ersten Blick noch recht abstrakt). Inwieweit Raum und Konzept zueinander passen müssen und was passiert wenn nicht, ist in dem verlinkten Artikel von Philippe Wampfler in einem Zitat auf S. 33 schön dargelegt. Außerdem bringt Urs Henning noch einen weiteren Artikel mit weiterführenden Perspektiven und weist auf seine kommentierte Linkliste zum Thema hin. Aber lest selbst (und schaut selbst, es gibt ja auch Bilder) bei ihm.
Gregory Turkawka greift das Blogstöckchen (das er als digitale Methode kurz anreißt) zunächst mit Bezug zum Schulhaus Seehalde mit einer Unterteilung in Räume für individuelle Vertiefung, für gemeinsame Arbeit, Inputräume und Pausenräume auf. Die schall- und lichttechnische Optimierung der Räume ist, wenn ich nichts übersehen habe, auch neu in der Blogstöckchenrunde. Wichtig – und ebenfalls oft zu wenig mitgedacht – erscheint mir auch der Hinweis auf Team (!)-Arbeitsplätze für die Lehrer (oder für uns an der Hochschule dann für die Lehrenden!?). Die Digitalisierung wird bei der Umsetzung mitgedacht, wenn ich das richtig sehe mit wenig eigener Infrastruktur. Und weil der Blogpost so viele (auch atmosphärische) Fotos hat, hier vor allem der Hinweis zum Selbstschauen – auch auf die verlinkten Nominierten, die in einer sehr schön freundlichen Art eingeladen werden.

Einen kurzen, auffordernden Beitrag hat Beat Rüedi verfasst. Ihm geht es darum, dass es den (einen? für alle?) idealen Lernraum nicht gibt und Lernen überall und jederzeit stattfinden kann (und sollte), mit Medien gehe das einfacher. Abschließend gibt’s noch eine praktische Hausaufgabe! Aber lest selbst: http://lernenunterwegs.ch/ – Menüpunkt „Der ideale Lernort“. Bilder gibt es hier in Form eines Kurzvideos, das ich zugegebnermaßen (noch) nicht verstehe. Vielleicht kann mir wer weiterhelfen.

Bin weiter gespannt, was noch kommt. Vielleicht auch mit Blick auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Überlegungen, Erfahrungen und vor allem Bildern aus Schule und Hochschule. Gerne weitere Beiträge dann hier im Kommentar erwähnen oder mich antwittern. Die automatischen Pingbacks funktionieren wohl nicht, da brauch ich entweder noch mal Nachhilfe oder muss mit meinem Blog mal endlich auf WordPress umziehen. Hoffe also ich habe keine bereits erfolgten weiteren Blogbeiträge übersehen. 
Wie geht es weiter? Bis zum 30.8. läuft das Blogstöckchen noch. Schon jetzt ganz großen Dank für die Einblicke und Überlegungen (und vor allem Bilder) – sowohl die bereits erfolgten und die noch kommenden! Auf der dghd-Jahrestagung in Bochum werden wir dann am 22.9. in einem DisQspace mit den Ergebnissen aus dem Blogstöckchen weiterarbeiten und natürlich wieder berichten aus diesem Experiment, einen Tagungsbeitrag und eine teilweise öffentliche Vorarbeit für die Tagung im virtuellen Raum zu verbinden.

Und zu guter Letzt noch ein Hinweis auf eine neue Veröffentlichung zum Thema, die bei e-teaching-org besprochen wurde:
Rezension zu „Arnold, R., Lermen, M., & Günther, D. (2015). Lernarchitekturen und (Online-) Lernräume, Band II zur Fachtagung „Selbstgesteuert, kompetenzorientiert und offen?!. Balltmannsweiler: Schneider Verlag“ von e-teaching.org-Redakteurin Simone Mbak.