die kleinen Dinge – ILIAS-Konferenz in Bern

Nein! Ich meine mit den kleinen Dingen nicht, dass die ILIAS-Konferenz in Bern eine kleine Sache ist. Quatsch. Ich meine die kleinen Zeichen, die man mit kleinen Gesten setzen kann.

So wie diese Geste:

Welche Farbe soll das „ilias-baendeli“ (ja, der Schweizer Ton macht schon was aus) im August denn haben? fragt Marcel Rainmann heute in diesem Tweet.

Verlinkt ist eine Doodle-Abstimmung. Aktuell liegen Nr. 1 und Nr. 2 gleich auf.
Ich weiß nicht:
  • wie ernst die Abstimmung ist,
  • wie sehr man sich an das Ergebnis hält,
  • um welches Bändeli es ganz genau geht (allgemeines Konferenz-Band, Band für ein Unternehmen, VIP-Band…)
  • bis wann die Abstimmung geht
  • ob wirklich jeder mitmachen darf (aber wieso sonst Werbung per Twitter?).
So oder so. Wenn die Konferenz schon im Vorhinein so nett auf die Wünsche möglicher TeilnehmerInnen eingeht, dann werden es wohl spannende Tage in Bern und zwar hoffentlich mit Workshopatmosphäre im besten Sinne, d.h. mit vielen Möglichkeiten zum Austausch und gemeinsamen Arbeiten.
So oder so (II): Motivieren und erfreuen schon solch kleinen Dinge.

elektronische Textarbeit

Wahnsinn. Erst wenige Tage um und ich habe schon das Gefühl kaum noch hinterher zu kommen bei den Ereignissen, Beiträgen, Audioboos (nehme mir schon seit dem ersten Beitrag da vor mir den mal anzuhören, Audio passt aber oft nicht in meine Arbeitsumgebung), Kommentaren…

Doch das soll hier nicht Thema sein. Sondern…siehe rechts…
Hier gehts um die Möglichkeiten der elektronischen Textarbeit. Die Agenda das opco11 sieht einige Internettexte vor. Und wenn es Texte gibt, dann gibt es für mich zunächst drei Dinge zu tun: Lesen, unterstreichen, kommentieren (später passiert dann mehr mit den Texten).
Bislang mache ich das bei elektronisch vorliegenden Texten seit einiger Zeit im PDF-Format. Mit PDF-XChangeViewer bspw. kann man gut genau dieses vornehmen, speichern, ändern und auch mit KollegInnen austauschen: Kommentare, Unterstreichungen.
Da die opco11-Texte im Netz liegen, war mir schnell klar: Hier probierst Du die online-Variante dieser Lernstrategie (ehrlich sind es nur erste Ansätze einer Lernstrategie, aber immerhin).
Schon vor ein paar Jahren war ich da auf einen Vortrag von Christian Diel an der TU Darmstadt gestoßen: Könnerschaft im E-Learning, kann man Fertigkeiten vermitteln?Dort wurde diese gemeinsame Online-Textarbeit vorgestellt, die ich bislang aber noch nie ausprobiert habe. Um das hier verwendete Tool geht es in der Videolecture übrigens ca. ab Minute 16.30.
Die Gruppe war schnell aufgesetzt (nachdem ich mich an meine alten Zugangsdaten bei diigo erinnert hatte) und füllte sich schnell mit meinen Kommentaren und dann auch sehr schnell mit Mitgliedern. Großer Dank an alle beigetrenen Mitglieder! Zu sehen, wie es immer voller wurde (und weiter wird), macht Spass.

— Einschub: Was ich hier Spass nenne, könnte man auch hochtrabender (aber nicht weniger richtig) als „Selbstwirksamkeitserfahrung“ bezeichnen. Heißt: Ich merke, dass ich mein Lernen, aber auch das Lernen im Kurs generell beeinflussen kann. Motivation! (bedeutet das). Warum nicht auch im Klassenraum, im Seminar Studierende Richtungen, Methoden entscheiden lassen? Nicht unbedingt motivierend ist das allerdings, wenn die Selbstbestimmung in der immer gleichen Durchführung von Referaten besteht. Einschub Ende —


Nun aber endlich zu den ersten Erfahrungen mit der Textarbeit:
  • Kommentare auf meine Kommentare zu dem Text (also sehr konkret an andere Inhalte anknüpfende Auseinandersetzungen) zu sehen war ein Erlebnis !
  • Die Gruppe füllt sich weiter mit Links, die Ihr/andere Gruppenmitglieder einstellt. Freue mich über jeden einzelnen.
  • Funktionen entdecke ich nach und nach. Denn Ausprobieren ist auch eines meiner Lernziele im opc011.
  • Funktion 1: Keine flache Hierarchie in der Gruppe, man kann aber Mitglieder zu Gruppenmoderatoren machen. Das mache ich in regelmäßigen Abständen. Freue mich über Rückmeldungen dazu (gibt es Benachrichtigungen darüber, was kann man bearbeiten, motiviert das zusätzlich…etc?).
  • Funktion 2: Gruppenbild. Logo geklaut aus dem opco-Kurs-blog – sieht besser aus.
  • Funktion 3: Gemeinsam sortieren. Ich habe mir erlaubt, Tags zu ergänzen. Bei Texten/Links von Euch/anderen Gruppenmitgliedern. Ich gehe davon aus, dass in der Gruppe ein gemeinsames Content-Bearbeitungsverständnis vorherrscht. Hoffe das stimmt. Ein Änderungsbeispiel: Texte aus der ersten Woche erhalten den Tag „Woche1“.
Was mich jetzt aber brennend interessiert: Arbeitet Ihr auch ähnlich mit Texten (unterstreichen/kommentieren)? Wollt ihr das mal in diigo ausprobieren? Freue mich auf jeden Kommentar direkt zu den Texten. Wie das geht?
Wenn ihr in die diigo unter Tools die „Webhighlighter und Bookmark“-Extension aktiviert, könnt ihr bei dem aus diigo aufgerufenen Link (oder bei einer anderen Seite, die ihr dort bookmarked):
  • Texte farbig markieren und Kommentare an die Markierung dranhängen
  • allgemeine Popup-Kommentare einfügen.
Der Clou: Das kann man innerhalb der Gruppe (oder ganz allgemein) öffentlich machen und dann aufeinander reagieren. Das sieht bspw. so aus:


Bislang gibt es in der Gruppe noch nicht viele Kommentare, aber das kann sich ja noch ändern. :-). Und wer weiß, vielleicht schaffe ich – oder gerne auch jemand anders – noch eine screencast zur Erklärung (vgl. Ursels Cast ganz zu Beginn). Dann ist die Hürde vielleicht noch niedriger.

Zukunft des Lernens (#opco11) – Lernen als Perpetuum Mobile?

„Warum sich etwas verändern muss“ lautet die Agenda-Überschrift der ersten Woche des MOOC „Zukunft des Lernens“. Die Antwort darauf ist meines Erachtens zunächst eine triviale:

Das heißt: Wenn es um Lernen geht, dann muss sich IMMER etwas ändern.
Lernen bedeutet Anpassung/Veränderung. Entweder eine Veränderung einer Person oder einer anderen Entität (Organisatoren Lernen, Staaten lernen…). Den Begriff Anpassung finde ich hier wichtig, weil Lernen auch dazu führen kann, sich die Umwelten passend zu machen oder sich der Umwelt passend zu machen.
Die Definition für Lernen: „eine dauerhafte Verhaltensänderung aufgrund von Erfahrungen“, siehe Online-Wörterbuch Erwachsenenbildung
Ob sich die Art zu Lernen ändern muss, oder ob durch das Lernen Erkenntnisse geschaffen werden, welche die Art zu Leben ändern sollen, ist m.E. eine Frage die an den Kern der Debatte rührt. Und die Antwort kann keine eindeutige/einseitige sein.
Es ist aber beispielsweise schwierig mit Richard Sennett zu argumentieren (brand eins, Absatz 5), dass die flexiblere Arbeitswelt ein neues Lernen erfordert. Warum? Sennett kritisiert in „Der flexible Mensch“ eben eine Entmenschlichung der Arbeitswelt. Lernen müsste also – wenn man Sennett in seinem Kontext folgen will – helfen, diese Welt zu ändern.
–Einschub: Wer vom Absätze zählen genervt ist, bitte kurz ans Ende des Posts springen–
Dass neue Erkenntnisse der Hirnforschung oder neue (na ja so neu auch nicht mehr) Medien ein neues Lernen nötig/sinnvoll machen würde ich ebenfalls skeptisch einschätzen, dazu ein paar Entgegnungen bezogen auf die Agenda-Texte aus dem Kurs:
  • Lehre sei keine unverzichtbare Voraussetzung für die Initiierung und Begleitung von Lehrprozessen (FAZ-Artikel, Absatz 1)
Wenn ich von initiieren und Begleitung lese, gehe ich davon aus, dass dies von außen erfolgt. Initiert werden solche Prozesse sicherlich auch von (zufälligen) Begegnungen mit Texten, Tweets, Audioboos, Erfahrungen…Dies braucht keine Lehre. Aber eine Begleitung braucht in der Regel jemanden der begleitet. Eine Möglichkeit davon ist Lehre – oder es handelt sich im allgemeineren Sinne um Personen, die Lern-Begleitung als ihre Aufgabe sehen. Und wenn ich nicht zufällig lernen will, dann hilft Lehre oder Unterricht einfach (abgesehen von der Zertifizierung, die ja auch schon im opco11 angesprochen wurde — Einschub: wie zitiere ich in einem Blog am besten Tweets?–)
  • informelles Lernen: 80% ihrer Fähigkeiten lernen Erwachsene außerhalb von Bildungsinstitutionen (FAZ-Artikel, Absatz 2)
Das überrascht nicht wirklich. Wie viele Erwachsene verbringen wie viel ihrer Lebenszeit in Bildungsinstitutionen oder Fortbildungen? Es wäre erschreckend, wenn außerhalb kein Lernen stattfinden würde, bedenkt man die obige Definition.
  • Wozu Teilnahmepflicht, wenn Wissen auch durch Einsenden von Lösungen nachgewiesen werden kann (FAZ-Artikel, Absatz 6)?
Das ist ja vielleicht der Kern der sich ändern muss (oder bereits geändert hat?): Ist die Hochschule ein Ort um Wissen nachzuweisen? Oder soll hier lernen ermöglicht, begleitet, unterstützt, angeleitet werden? Das kann natürlich auch online geschehen. Die Frage ist hier aber auch eine des Aufwandes, der Lehr- und Lernziele sowie der Interaktionsgestaltung (wie es auch im Artikel später heißt).
Ich schließe vorerst mit:
  • Lernen ist immer Selbstlernen (FAZ-Artikel, letzter Absatz)
Absolute Zustimmung, nur: Selbstlernen läuft nicht von alleine (auch wenn der Begriff vielleicht schon nach einem Art-Perpetuum Mobile klingt). Wenn der Eintritt und das Leben im wissenschaftlichen Raum gelingen soll, dann brauch es mehr. Meine (Selbstlern)-Lektüre hierzu:
Noch vor dem Schluss ein (etwas älteres) Tool (weil es schon so viele spannende gab):
Wer will, kann meine Notizen zu den beiden hier angegebenen Artikeln auch direkt im Text verfolgen und selbst Kommentare (dies nur mit Anmeldung) hinterlassen:
…und bald lese ich: http://ietherpad.com/Bildungsvisionen 🙂

Webschau: Bologna-Konferenz und Freisemester für Lehre

Dank Siemsens Selbstlerner Community habe ich zwar von dem Live-Stream der Nationalen Bologna-Konferenz erfahren (wieso nicht über den BMBF-Newsletter?), zum Reinschauen blieben dann aber nur wenige Minuten.

Umso enttäuschender, dass ich (noch?) keine Video-Aufzeichnung der Konferenz finden konnte, obwohl sie bei den meisten Live-Übertragungen mittlerweile Standard ist. Zumindest war das bei unseren Übertragungen aus der Reihe „Migration und Bildung“ gar kein Problem. Aber sicherlich findet sich in Kürze noch ein Video online…

Aber wo ich schon angefangen habe zu stöbern, hier eine kurze Übersicht zur Berichterstattung über die Konferenz:

Fast gleichzeitig sprach die Zeit hier von „womöglich […] erste[n] Zusagen“ der Länder zur Beteiligung an einem Projekt zur Verbesserung der Lehre bzw. an einer „Art Exzellenzinitiative für Hochschuldidaktik“ im Rahmen der Konferenz.

Inhaltlich spannender als diese Vermutung sind ein paar Projekte, die in dem Artikel vorgestellt werden (die aber auch schon älter sind!). Unter anderem ein Freisemester für Lehre an der TU München inklusive Kursus und schriftlicher Reflektion für die Publikationsliste. Was im Zeit-Artikel fehlt: Wie sieht es mit der praktischen Umsetzung der im Kurs erlernten neuen Methoden aus? Gibt es Hospitationsphasen, wie in vielen Hochschuldidaktik-Programmen üblich? Gerne würde man auch mehr zu diesem Konzept „Lehre im Fokus“ erfahren. Leider Fehlanzeige. Nur ein paar Zeilen auf den Seiten exzellente-lehre.de des von der KMK und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft geförderten Wettbewerbs.

Mehr zu hochschuldidaktischen Fortbildungskonzepten findet sich – vielleicht weil ich weiß wo ich suchen muss – beim NRW-Zertifikat professionelle Lehrkompetenz, das neben den üblichen Verpflichtungen von vielen Dozierenden absolviert wird. Unter anderem Teilnahme an hochschuldidaktischen Workshops und die Entwicklung von innovativen Lehrformaten. Ein Freisemester für die Lehre lässt sich aber – wie auch immer es konkret umgesetzt wird – besser medienwirksam vermarkten. Was nicht heißt, dass es nicht sinnvoll sein kann.

Übrigens ist dies nicht gemeint als Kritik beispielsweise am Konzept „Pro-Lehre“ an der TU, das sich sehr gut und anspruchsvoll liest.

Die Präsentation von Lehrportfolios bei Bewerbungen wird im Zeit-Artikel auch als Erfolg der TU aufgelistet. Sicherlich ist sie das auch! Aber die Überlegungen zu einer guten Lehre vor allem den Studierenden transparent zu machen, ist ein weiterer Schritt, den beispielsweise der Studiengang Modernes Japan hier in Düsseldorf konsequent geht.

Es bewegt sich also an vielen Stellen auf vielen verschiedenen Ebenen etwas. Was die Konferenz bewegt, bleibt abzuwarten.

Aktive Studierende

Nach dem letzten Bildungsstreik geht es jetzt zunehmend darum, Studierende aktiv in die Reformprozesse einzubinden. Nicht umsonst ist das ja auch eine der Forderungen im Bolognaprozess. Ich gehe einfach mal davon aus, dass diese Einbindung ernst gemeint ist und man sich nicht nur die formale Bestätigung für bestehende Prozesse und Strukturen holen möchte.

In der Zeit wird passend dazu in einem großen Artikel diskutiert, ob die verfasste Studierendenschaft (bringt u.a. Haushaltsrecht) auch in Bayern und Baden-Württemberg eingeführt werden sollte.

Die CHE hat ein Paper mit „Anregungen zur studentischen Partizipation“ verfasst.

Mein – ganz subjektiver – Eindruck dazu ist allerdings, dass die Proteste weniger von den ohnehin organisierten Studierenden ausgingen, sondern dass es vor allem auch in Düsseldorf eher ein Protest war, der unabhängig von diesen seinen Anfang fand.

Das hieße, dass das CHE Paper in einigen Teilen mit seinen Forderungen zu kurz greift (warum s.u.). Da aber viel Richtiges dabei ist, hier eine kurze Zusammenfassung:

  • Diskussion über den Bildungsbegriff führen: Welche Vorstellung von Bildung stillt den „Bildungshunger“ der Studierenden? Wie unterschiedlich sind die Vorstellungen über das notwendige Angebot bei Studierenden, die noch einen Master anschließen wollen und denjenigen, die direkt mit dem BA in den Beruf wollen? Nicht alle teilen die Vorstellung von Bildungsinhalten wie „Reflexionsvermögen, Mut zum Querdenken, Fähigkeit zur Selbstorganisation“.
  • studentische Partizipation soll in Leitlinien verankert werden
  • Studierende, wählt Eure Vertreter!
  • Interessengemeinschaften zwischen Lehrenden und Studierenden bilden, die „Ideenmanagement“ betreiben
  • Lehrende an Gestaltungsspielräume erinnern: Prüfungsarten variieren, Prüfungstermine flexibilisieren, Curricula entschlacken
  • auf Qualität der Lehre Einfluss nehmen durch: Evaluationen sowie Bewertung der Vermittlungskompetenz bei Probelehrveranstaltungen von neu zu berufenen ProfessorInnen
  • Unterschiedliche Lehrformate für unterschiedliche Bedürfnisse verlangen
  • Controlling der Studienbeiträge hinsichtlich Betreuungsrelationen, stud. Zufriedenheit, Entwicklung der Sozialstruktur
  • Mentoring-Programme für Studienabschluss-Phase

Warum das zu kurz gedacht ist?

Die Vorschläge greifen zu wenig in den unmittelbar von Studierenden erlebten Alltag, in die Lehrveranstaltungen und Prüfungen ein.

Hier sollte nach hochschuldidaktischen Überlegungen die aktive Teilnahme, Einflussnahme und Mitgestaltung der Studierenden beginnen. Denn Lernen ist ein individueller, aktiver Prozess – anders formuliert: durch schlichtes zuhören lerne ich kaum. Bereits in den Lehrveranstaltungen sollten Studierende und Lehrende Interessengemeinschaften bilden, indem

  • die Lehrziele des Dozierenden und die Lernziele der Studierenden aufeinander bezogen werden.
  • so genannte Arbeitsbündnisse geschlossen werden.

Wenn Studierende über forschendes Lernen oder Prüfungsformate wie e-Portfolios stärker in den Wissenschaftsprozess eingebunden werden, können sie auch die Forschungs-/Hochschullandschaft besser verstehen und dadurch zumindest im Kleinen besser gestalten. Umgekehrt sind die Rahmenbedingungen von Lehre auch immer wieder Thema bei hochschuldidaktischen Fortbildungen, wenn Dozierende nach Freiräumen für didaktisches Handeln suchen (so z.B. bei meinem letzten Lehren und Lernen-Workshop).

Außerdem vermute ich, dass aktivierende Methoden generell zu (auch hochschulpolitisch) aktiveren Studierenden beitragen. Denn Studierende machen hier Erfahrungen der Selbstwirksamkeit, haben also Erfolgserlebnisse, die sich z.B. bei Vorlesungen nicht einstellen, wenn sie einfach verkündetes Wissen mitschreiben.

Gestaltungsspielräume von Studierenden gehen/gingen aber eigentlich auch soweit, dass sie selbst Lehrveranstaltungen durchführen können. Auf dieses motivierende Erlebnis in der Fachschaft bezog sich auch Johannes Wildt vom hochschuldidaktischen Zentrum bei seiner Abschiedsrede auf der DOSS.

Bleibt noch das liebe Geld zu erwähnen: Eine Unterstützung der Studierenden in ihrer Abschlussphase erfolgt in Düsseldorf ab dem Wintersemester u.a. dadurch, dass das letzte Semester von den Studienbeiträgen befreit ist.

Ostern

Aus österlichem Anlass mal was ganz anderes:

Ein Blick auf Pontius Pilatus, den Michail Bulgakow 1928 in seinem wahnwitzig, obskuren und mitreißendem Roman „Der Meister und Margarita“ geworfen hat. Ich möchte hier gar nicht eingehen auf die Bezüge zu Faust, auf die wie selbstverständlich durch Moskau schreitende sprechende Katze oder den teuflischen Magier, der den Moskauern ihre moralische Verkommenheit in einer entblößenden Theatervorstellung vorführt.

Dafür kurz zu dem im Roman enthaltenen historischen Roman über Pontius Pilatus, welcher den Verfasser, den Meister (siehe Titel) in die Irrenanstalt bringt.

Zur Zeit der Kreuzigung Jesu ist Pilatus gefangen von politischen Machtstrukturen und der Einsamkeit als ein Herrscher, der die von ihm zu befriedende Provinz hasst und danach giert, einen Menschen zu finden, der seine Migräne und sein Leiden an der Welt lindert. So treffen Jesus und Pontius Pilatus zusammen.

Ein psychologischer Blick auf einen verzweifelten Täter, der um die Ruhe seiner Provinz besorgt, ganze Heerscharen von Reitern zur Kreuzigung aufbrechen lässt. In sengender Hitze bewachen die dann einen nahezu leeren Hügel.

Niemand hatte versucht, den Verurteilten zu befreien, weder in Jerschalaim, das von Truppen überschwemmt war, noch hier auf dem abgesperrten Hügel, und die Menge war in die Stadt zurückgekehrt, denn diese Hinrichtung war wirklich langweilig…

Nur ein Jünger (Levi Matthäus) hat sich – mit einem beim Bäcker gestohlenen Brotmesser in der Hand um Jesus zu erlösen, jedoch zu spät zum Eingreifen – im Schatten des Kreuzes eingefunden und kauert verloren in der Steinwüste.

Pilates dagegen träumt bis zu seinem Tod von nichts anderem, als von einem Wiedersehen mit dem aus seiner Sicht seelenverwandten Jesus.

Felicitas Hoppe lobt diesen (von ihr 3x gelesenen) Roman überschwänglich:

Der Roman erweist sich als fliegender Ritt durch den Wahnsinn, in dem er den Versuch einer gewaltsamen Abschaffung jeder Transzendenz anhand einer literarisch meisterhaft gestalteten Pilatusgeschichte mit der Passionsgeschichte Christi und der großen Anmaßung aller menschlichen Gerichtsbarkeit konterkariert: «Dieser Verbrecher (Pilatus über Jesus, F.H.) nennt mich ‹Guter Mensch›. Führen Sie ihn für einen Moment hinweg, und erklären Sie ihm, wie man mit mir zu reden hat. Aber schlagen Sie ihn nicht zum Krüppel.»

Soweit der österliche Ausflug in einen spannenden Roman.
Allen ein frohes Fest!
Demnächst hier auch mal wieder was zum Thema eLearning, Wissenschaft, Hochschule…versprochen. 😉

P.S. Zu diesem Roman gab es übrigens auch eine Aufführung im Düsseldorfer Schauspielhaus.

Tocotronic in Düsseldorf mit goldenen Worten

Ich war wirklich skeptisch: Das aktuelle Album „Schall und Wahn“ von Tocotronic klang in meinen Ohren zu brav, eher nach Songwriter, denn nach Rock und e-gitarren-gestütztem Widerstandsdiskurs. Zugegeben, die erste Single-Auskopplung „Macht es nicht selbst“ hatte noch was, u.a. auch einen Seitenhieb auf „Heim- und Netzwerkerei“.

Trotzdem war die Freude auf das Konzert gestern im Düsseldorfer Zakk mehr als getrübt.

Völlig zu Unrecht: Es gab Stadion-Rock auf kleinstem, intimen Raum. Die Gitarren wurden auch bei den neuen Stücken bis zum Ende ausgereizt, Dirk verneigte und reckte sich elegant ironisch in allen möglichen Posen. Gleich beim ersten Stück Saite gerissen bei Rick. Kurz Zeit nehmen zum Stimmen.

Dann jeder Song mit voller Wucht in die Halle gepresst, oft ohne Übergang in den nächsten hineinverzerrt. Wenn Dirk Songs einleitete, dann mit Worten wie diesen: „Reckt die linke Hand, ballt sie zur Faust und sprecht goldene Worte…!“ Was folgte war „Aber hier leben, nein danke“. Poetische Absage an die Anerkennung des Daseins.

Später „Let there be rock“ im Gesang so verlangsamt, dass es eines noch mehr wird: Hymne. Am Ende der zweiten Zugabe verlässt die Band die Bühne, Dirks Gitarre aber liegt einsam auf dem Verstärker und heult vor sich hin.

Stille – Hochschuldidaktik und eLearning

Jetzt ist es schon erstaunlich lange her, dass ich hier was geschrieben habe. Woran das liegt, habe ich leider noch nicht ausmachen können. Dafür ist dieser Beitrag recht lang geworden…hoffe auch entsprechend ergiebig.

Vielleicht war es ja ausbleibender Erkenntnisstau. Wies0? Der ist laut dem letzten Vortragenden bei der DOSS (Dortmund Spring School for Academic Staff Developers) etwas, das gerade für kreative Ideen notwendig ist. Anders erklärt: Wenn man nicht alles direkt im Netz nachschauen kann, fängt man an zu grübeln und entwickelt vielleicht kreative Ideen. Bin ich etwa zu oft online?
Hans Peter Voss hat uns damit dann auf der Rückfahrt von Dortmund nach Düsseldorf zum Nachdenken gebracht: Könnte man an der Uni so verfahren, wie dies Google angeblich tut: 20% der Arbeitszeit für Projekte lassen, die eigentlich nicht zur konkreten Arbeit der Mitarbeiter gehören, damit Innovationen entstehen können. Ich bin skeptisch: Die eigentliche Arbeit verschiebt sich dann wohl noch mehr in die Freizeit. Oder anders: Werden nicht an der Universität häufig arbeiten erledigt, die eigentlich nicht zu den Kernaufgaben gehören? Vielleicht kommt hierher ja unsere Innovationskraft…
Zurück zur DOSS mit ihrem Schwerpunkt fachübergreifende Hochschuldidaktik und Fachdidaktiken. Was ja gar nicht so weit ist weg vom Thema Kreativität. Schon zu finden in der Form der Durchführung der Tagung: Hier war vieles im besten Sinne hochschuldidaktisch, nämlich kreativ und vor allem aktivierend durchgeführt. Leider ja noch nicht immer üblich bei Tagungen.
Zunächst die Diskurswerkstatt „Aufbau virtuelle Communities“ von (Tamara Kuhn und Mandy Schiefner) in der wirklich problemorientiert an einer konkreten Community diskutiert und gearbeitet wurde. Frage: Wie kann man diese (erst vor kurzem gestartete) Hochschuldidaktik Community erfolgreicher machen? Für mich waren die wichtigsten Punkte der Arbeit an dem Problem: Vertrauen schaffen, Themenspecials (siehe e-teaching.org) einrichten und mit (informellen) Vor-Ort-Treffen verbinden. Mich jedenfalls hat die Diskurswerkstatt in die Community geführt. Aber auch die Mittags-Videos dort waren für mich ein Anreiz.
Überzeugt hat mich auch die Methode zur Lösungsfindung: Ein Ideenkarussel. Hier allerdings leicht abgewandelt: Kleingruppen arbeiten vor verschiedenen Postern. Bin gespannt wie sich die Community zur Hochschuldidaktik weiter entwickelt.
Mindestens ebenso spannend der kaum Vortrag zu nennende Beitrag von Franz Waldherr und Claudia Walter. Die Frage lautete hier: Wie bringt man Dozierende in einem Hochschuldidaktischen Seminar dazu, studierendenorientierte Maßnahmen zu verwenden? Der Weg zur Antwort: Zunächst jeder alleine drei Punkte überlegen, dann zu zweit auf drei einigen, dann zu viert … und schließlich im Plenum sammeln. Gut fand ich an der Vorgehensweise: Man wird in eigenen Ideen bestätigt, die auch von anderen kommen und gleichzeitig ist Platz für neue Ideen.

Aus eLearning-Perspektive interessant ist, dass die Referenten in ihre Fortbildungen zwei Online-Phasen integriert haben: Eine kurze Befragung vor der Fortbildung (wie viel Lehrerfahrung habe ich, wie lehre ich und wie habe ich am besten gelernt?). Nachher dann eine Online-Nachbetreuung. Man müsste mal überlegen, ob das auch hier passt. Letztes mal hatten wir innerhalb der Praxisphase eine Online-Phase eingerichtet, was auch gut passte. Was Walter und Waldherr noch berichteten: Neurodidaktik kam bei den Fortbildungsteilnehmerinnen gut an.

Ansonsten leider wenig Gelegenheit, weitere Panels zu besuchen, da ich erst ab Donnerstag dabei war. Dass ich am Mittwoch was verpasst habe (u.a. die Frage nach der Verortung von eLearning) habe ich dann (leider/zum Glück?) im Blog von Kerstin Mayrberger gelesen.

Dafür einige Bestätigungen und Anregungen in der eigenen Diskurswerkstatt erfahren: „Schnittstellen von eLearning und Hochschuldidaktik“. Zum Beispiel den geschärften Blick auf die Angst vor der Technik, die Anregung zu noch mehr Beispielen und die Bestätigung in einer Einführung nicht nach Fächern zu unterscheiden.

Bleibt noch zu erwähnen dass Johannes Wildt seinen Abschied vom HDZ nahm. Mit einem langen Ritt durch die Geschichte der Hochschuldidaktik seit den 70ern und damit durch die Phasen, die er maßgeblich mit geprägt hat. Die Literaturliste, die sich aus seinem Vortrag ergeben hat, werde ich bei Gelegenheit mal durcharbeiten.

Was mir vorher nicht bewusst war: Die Bezüge zur Friedensbewegung, seine Wurzeln in der studentischen Arbeit (wo er aus der Fachschaft heraus Seminare gestaltet hat) die Fachdidaktik und Fachkulturen, die er über tausende von Hospitationen kennen lernte. Sehe das u.a. als Argument für studentische Tagungen und studentische Einbindung! Und dafür, den Blick aufzumachen für Methoden anderer Fächer. Nicht umsonst kommt die von Johannes Wildt immer wieder aufgegriffene Moderationsmethode des Quickborner Teams aus der Unternehmensberatung und die Ishikawa-Methode aus der Qualitätssicherung.

Viele (alle?) Fächer nutzen hochschuldidaktische Methoden, wissen es nur manches mal nicht. Wer transparent macht, wo die Methoden herkommen, kann auch eventuelle Widerstände überwinden.

Widerstände gibt es wohl auch noch zwischen den Bereichen eLearning und Hochschuldidaktik, die sich aber zunehmend vermischen. Was nur sinnvoll sein, befassen sich doch beide mit Lehre und können sich gegenseitig befruchten. Siehe dazu auch den Blog von Sandra.

Mit einem wirklich mitreißend und wundervoll pathetischen Plädoyer für die Bildung möchte ich schließen. Vorgetragen hat es der Dortmunder Prorektor Walter Grünzweig. Hier also der Beginn des – in Dortmund wohl erstmalig übersetzt – vorgetragenen Essays von Ralph Waldo Emerson:

It is ominous, a presumption of crime, that this word Education has so cold, so hopeless a sound. A treatise on education, a convention for education, a lecture, a system, affects us with slight paralysis and a certain yawning of the jaws. We are not encouraged when the law touches it with its fingers. Education should be as broad as man.

So muss es sein!
P.S. Präsentationen der Tagung sollen wohl hier folgen: http://www.hdz.uni-dortmund.de/index.php?id=413

gute-Laune-Musik

Nach dem Melt-Festival jetzt mal wieder ausgegraben:

James Yuill, bei dem Musik und Video einfach melancholisch, fröhlich die Alltäglichkeiten des Lebens feiern. Ich sach nur „Käse schneiden, joggen, ins Käsebrot reinbeissen“. Einfach anschauen.

Erinnert mich irgendwie auch an den famosen Peter Licht (hier seine Web 1.0-Homepage) von dem ein neues Album auch mal wieder für große Freude sorgen würde.

Social Software @Work

Eine Veranstaltung in extrem entspannter, inspirierender Atmosphäre (ja die Kühe amTagungsort Schloss Mickeln waren zwischendurch auch Gesprächsthema). Das Team aus der Düsseldorfer Informationswissenschaft und Anglistik hat gut auf Zeiten, Pausen, strukturierte Nachfragen geachtet. So soll es sein.

Hier die mir wichtigsten Notizen aus den Vorträgen bei Social Software@Work:

  • Einsaz von Blogs ist auch bei manchen großen Unternehmen noch eine Sache für early adopters.
  • Zur Etablierung von Corporate-Blogs muss sich die „Credibility“ in der Blogosphäre erst erarbeitet werden; dt. Blogger sind besonders kritisch.
  • Social Software wird von Unternehmen oft genutzt, um neue Trends aufzuspüren oder Themenbereiche zu erschließen.
  • Mitarbeiter bloggen, twittern oft extern, nutzen diese Medien intern aber kaum. M.E. auch ein Problem an der Hochschule.
  • Einführung neuer Medien sollte zur Auseinandersetzung mit mehreren Kulturen führen: Marktkultur, Hierarchiekultur, Netzkultur. Vielleicht kommt an der Universität noch die Wissenschaftskultur hinzu.
  • Qitera nutzt das Hamsterverhalten der User beim Finden von Informationen (alles abspeichern). Die Daten werden dann folgendermaßen geteilt: ich durchsuche die Inhalte, die meine Kollegen gesucht und gespeichert haben zuerst durch eine Einbindung in die Google-Such-Anzeige.
  • Eigene Profile/Inhalte sollten auch auf andere Plattformen mitgenommen werden können, z.B. wichtig auch bei Hochschulplattformen.
  • Social Media-Dienste als ein Fluss, in den man den Fuß reinhält, um Informationen zu sammeln, wenn man gerade Zeit hat.
  • Spannender Hinweis auf Mark Lombardi, der nach Watergate Machtstrukturen in Soziogrammen dargestellt hat.
  • einiges an spannenden Papern, Ideen, Projekten über Twitter und in den Pausen. Muss ich noch nacharbeiten.

Mein Wort des Tages: Twobben=Mobben über Twitter.

Link zu Präsentationen folgt.