Auf (innovativen) Tagungen auch noch was lernen?

Tagungen und Konferenzen sind in der Wissenschaft der Ort, an dem der aktuelle Stand zu Themen, Projekten, Problemen, Fragestellungen oder auch zu Praktiken vorgestellt, diskutiert, weiterentwickelt wird. Hier wird wissenschaftliche Tätigkeit öffentlich und damit kritisierbar, verhandelbar, verbunde. 
Desto spannender, dass der wissenschaftliche, forschende Blick auf Tagungen  aus meiner Sicht immer noch wenig ausgeprägt scheint. Zwar haben sich Tagungsformate und Formate auf Tagungen weiterentwickelt bzw. ausdifferenziert, nur wo und wie wird über die Tagungen so reflektiert, geforscht, diskutiert, dass wir sie gut weiterentwickeln können und alle davon profitieren?

Tagungsdidaktik-Exkurs ins Archiv?

Zu innovativen Tagungsformaten und Tagungsdidaktik siehe auch eine Diskussion auf Twitter, die mir aus Gründen leider nicht mehr verlinken kann, ich suche demnächst mal in meinem exportierten Twitter-Archiv, was ich dazu noch habe.

Rückblick auf TURN und DiKuLe

Jetzt gibt es ein paar Beispiele, wo sich die Tagungsdurchführung genauer angeschaut wurde, die ich zufällig kenne weil ich beteiligt war oder die mir zufällig über den Weg liefen. Die möchte ich hier ganz kurz zusammenführen und dann einen Ausblick wagen. Ein nächster Schritt könnte bei einem gegebenen Anlass auch eine systematische Übersicht werden…

Recht frisch ist die Publikation zum DiKuLe-Symposium bzw. deren Teaser auf Linkedin. Ein Flipped-Tagungsformat, bei dem ich mir beim Blick ins Programm dachte: Da wäre eine nähere Betrachtung wirklich lohnenswert. Und folglich habe ich mich auch sehr gefreut, dass im Beitrag u.a. geschaut wird, wie viel Zeit für die Vorbereitung auf die Tagung genutzt wurde (sowohl von den Videoersteller*innen, als auch von den Video-Rezipient*innen), wie die Zeit für die Kurzvorträge vor Ort eingeschätzt wurde sowie wie der Lernzuwachs eingeschätzt wurde (muss ich mir nochmal genauer anschauen.) Was mir beim Lesen noch auffiel: Was ist mit den Tagungen, bei denen Beiträge bzw. Tagungsbände vorab publiziert werden? Ich erinnere mich bspw. an die Jahrestagung der GMW, bei der das lange Zeit üblich war, sogar in einer Form, in der online für alle transparent kommentiert werden konnte (ich meine es gab da eine Publikation drüber, muss ich bei Zeiten noch raussuchen). 

Für die – von der Stiftung für Innovation in der Hochschullehre geförderten – TURN23-Tagung in Köln habe ich mir gemeinsam mit Christina Müller-Naevecke in einem Tagungsband im HSW die förderlichen Bedingungen für das Teilen Beiträgen als Commons angeschaut. Mit Befragung zu Zielen bei der Tagungsteilnahme, Zielerreichung sowie einer kurzen Befragung während der Tagung. In dem Beitrag ist auch der Blick auf die dghd-Jahrestagung in Köln (gemeinsam mit Robert Kordts, der Titel des Blogbeitrags hier ist ähnlich wie die Idee von Robert zu dem Beitrags damals) sowie in Paderborn (von Robert Kordts und Daniel Al-Kabbani) in der Literaturliste vorhanden.
Außerdem gab es zur TURN23 ein paar andere begleitende Formate – vielleicht eher Praxis-beschreibend bis bewerbend. Zur TURN24 konnte man eine ziemlich lange Beitragsstrecke mit mehreren Perspektiven in der DUZ lesen (hier nur der Teaser, Gesamtbeitrag hinter der Paywall). Journalistische Beiträge, Erfahrungsberichte und Einschätzungen finden sich in der DUZ, also keine wissenschaftlichen Untersuchungen, aber Beiträge von Wissenschaftler*innen. Und ein wirklich ausgeklügelter Blog griff die Beiträge während der Tagung auf. Wobei: Hier rutsche ich wohl ab ins Thema Wissenschaftskommunikation. Interessanter finde ich die Untersuchung von Tagungen, vielleicht als Teil einer Wissenschaftsdidaktik?

Diverse Tagung

Sollte eine solche Untersuchung aber Teil der Wissenschaftsdidaktik sein, so stellen sich gleich mehrere Herausforderungen: Wie umgehen mit der höchst diversen Tagungslandschaft, mit unterschiedlichen Praktiken und Techniken, sowohl in der Ankündigung, der Durchführung als auch in der Publikationsart. In meinem Bereich ist die Lehre und die Hochschuldidaktik ja das verbindende Element zwischen verschiedenen Disziplinen, Herkünften etc., hier hat/hatte sich vermutlich eine bestimmte Kultur hinsichtlich Tagungen und Publikationen ausgebildet. In mehreren Gesprächen während der TURN23 wurde mir aber auch deutlich, dass hinter Publikation, Preprint, Online-Reflexion usw. ganz verschiedene Erwartungshalten liegen, die irritiert, zusammengeführt oder weiterentwickelt werden können.

Nur wie sehen diese Praktiken zu Lehre und Hochschuldidaktik auf Tagungen genau aus? Und auf welche anderen Erfahrungen und Erwartungshaltungen treffen diese? Was sind die verbindenen Elemente in einer Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik? Das könnte / müsste man forschend weiter ausarbeiten.

Gleichzeitig ist meines Erachtens für solche hochschul- und projektübergreifende Fragestellungen wenig finanziell ausgestatte Struktur vorhanden. 

Ausblick

Soweit ich das überblicke, werde ich in näcshter Zeit nicht bei einer Tagungsausrichtung dabei sein – also meine Überlegungen selbst zunächst nicht weiter führen können (bis auf die hier angekündigten Ergänzungen) Vielleicht können aber andere, kommende Tagungen trotzdem auch eine forschende Perspektive auf sich selbst einnehmen, andere dazu beauftragt werden, sich Personen zu diesem Themenfeld zusammenfinden: Alles für mich völlig offene Fragen. Vielleicht gibt es auch mehr zu dem Themenfeld, als ich gerade überblicke.

Ich freue mich über Kommentare, Ergänzungen, Kritik.