Bildungsstreik I

Vielleicht bin ich doch schon in den Elfenbeinturm geraten (der aus meiner Sich manchmal auch sinnvoll ist, dazu vielleicht später mehr)…vom Bildungsstreik habe ich aber bislang (leider!) noch nicht viel mitbekommen. Abgesehen von einigen Plakaten, dem Geraschel im Zeitungswald (s.u.) aber auch interessanten Blog-Beiträgen (auch gleich mehr dazu)…also abgesehen davon bin ich nur schon mal an dem Protestcamp an unserer Uni vorbei gelaufen, das vor der Bibliothek aufgestellt ist. Vielleicht nehm ich mir morgen mal Zeit, das in Augenschein zu nehmen. Es sollen ja durchaus schon ein paar Parolen über den Campus geschallt sein. Munkelt man.

Immerhin scheint die Presse größtenteils wohlwollend auf die Aktion reagieren (warum bloß?). Ich meine mich, erinnern zu können, dass bei den damaligen Aktionen gegen die Studiengebühren (also diejenigen für Langzeitstudierende, sogenanntes Studienkontenmodell) kritisiert wurde, die Proteste seien zu sehr „Spaß-„proteste, hätten eher den Charakter von Karneval, als von Revolte und dass einige Presseorgane regelrecht darauf hofften, die Aktionen würden radikaler geraten. Wie gesagt, alles aus der brüchigen Erinnerung.

Jetzt hingegen schreibt die Zeit dass ideologische Forderungen abschrecken würden, aber sieht den Streik grundsätzlich als positiv an. Meiner bescheidenen Meinung nach müssen aber auch ideologische oder besser: hochschulpolitische Aspekte mitbedacht werden. Welche Art der Bildung wünschen sich denn die Studierenden und Schüler?

Dass das dann durchaus (beim damaligen Bildungsstreik geschah das in Arbeitsgruppen) diskutiert werden muss, liegt meines Erachtens auf der Hand. Ich möchte an dieser Stelle (noch) nicht auf den Streit zwischen Bolognesern und Humboldtianern, wie es Johannes Wildt zuletzt auf einem Workshop nannte, eingehen, aber auch dies muss in einem solchen Rahmen notwendigerweise wichtig werden.

Und dass viele Argumente und Themen wiederkehren: das bereits in den 60er Jahren von Ralf Dahrendorf geforderte zweistufige Studium, dass dann auch vom Wissenschaftsrat empfohlen wurde, genauso wie die multioptionale Qualifikation, die nun (noch) Schlüsselqualifikation heißt.

Übrigens unterstützt auch der Vorsitzende des des Deutschen Studententwerkes in einem Interview der Rheinischen Post die Positionen der Studierenden.

Doch ja, der Stern haut wieder in die gleiche Kerbe, wie es damals schon üblich war: „Protestiert endlich richtig!“ heißt die Schlagzeile und schon gleich wird der Protest-Stil kritisiert:

Und was ist eigentlich aus der guten alten Demo geworden? Statt sich in möglichst originellen Protestformen zu überbieten – in München wurde ein Gymnasium unter Quarantäne gestellt, morgen sollen Banken symbolisch überfallen werden, es gibt Bobbycar-Rennen und „Bildungs-Bier“

Immerhin hieß es auch bei den damaligen Protesten schon „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“ (aber auch „Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten, wer war mit dabei, die Grüne Partei“). Also, wieso nicht neue Formen finden. Als ob dieser Stil dem ganzen die Ernsthaftigkeit nehmen würde, nur weil auch Studierende das Umsetzen, was Werbung und PR schon längst (oder schon nicht mehr?) machen, Guerrilla-Marketing etc.:

Außerdem fehlt einiges an Sinn in dem Artikel. Oder kann mir jemand folgenden Satz erklären?

Noch weiß aber keiner, was der Abschluss auf dem Arbeitsmarkt wert ist. Und der bisher nur einen Effekt hat: Das Studium wird , was er den Studenten tatsächlich nützt.

Vielleicht ist er nur der Aufhänger für die „Job-Ampel“ die direkt neben dem Artikel als Hinweis prangt.

Dass die Studierenden und Schüler beim Streik das Bildungsproblem (es heißt ja schließlich auch nicht Hochschulstreik) ganzheitlich angehen, also das Schulsystem, die Studiengebühren und die Kindergärten in den Blick nehmen, ist eigentlich nur konsequent.

Einen Überblick zu den verschiedenen Aktionen bietet dann wieder die Zeit „Bildungsstreick wir sollten Ministerien besetzen„:

  • abwechslungsreiche Streikparolen
  • es wird nicht geräumt…

man kennt das ja. Immerhin gibt es im Anschluss an den Artikel ein paar Diskussionsbeiträge.

Ein Dank für die interessanten Links und Kommentare bei Joachim Wedekind und Gabi Reinmann (sie formuliert eine kurze positiv/negativ-Liste)

Und dann lese ich gerade, wie das Thema doch noch, zumindest räumlich etwas näher rückt:
Donnerstag (morgen) 9.15 Uhr: „Problem der Bildungsfinanzierung am Beispiel freier Schulen“– abgeänderte und für alle geöffnete Seminarstunde von Prof. Dr. Barz (in 23.03.01.63)

Was bleibet aber (?) stiften die Dichter – oder die Demonstranten und Streiker – wünschen wir es ihnen/uns.

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