Zukunft des Lernens (#opco11) – Lernen als Perpetuum Mobile?

„Warum sich etwas verändern muss“ lautet die Agenda-Überschrift der ersten Woche des MOOC „Zukunft des Lernens“. Die Antwort darauf ist meines Erachtens zunächst eine triviale:

Das heißt: Wenn es um Lernen geht, dann muss sich IMMER etwas ändern.
Lernen bedeutet Anpassung/Veränderung. Entweder eine Veränderung einer Person oder einer anderen Entität (Organisatoren Lernen, Staaten lernen…). Den Begriff Anpassung finde ich hier wichtig, weil Lernen auch dazu führen kann, sich die Umwelten passend zu machen oder sich der Umwelt passend zu machen.
Die Definition für Lernen: „eine dauerhafte Verhaltensänderung aufgrund von Erfahrungen“, siehe Online-Wörterbuch Erwachsenenbildung
Ob sich die Art zu Lernen ändern muss, oder ob durch das Lernen Erkenntnisse geschaffen werden, welche die Art zu Leben ändern sollen, ist m.E. eine Frage die an den Kern der Debatte rührt. Und die Antwort kann keine eindeutige/einseitige sein.
Es ist aber beispielsweise schwierig mit Richard Sennett zu argumentieren (brand eins, Absatz 5), dass die flexiblere Arbeitswelt ein neues Lernen erfordert. Warum? Sennett kritisiert in „Der flexible Mensch“ eben eine Entmenschlichung der Arbeitswelt. Lernen müsste also – wenn man Sennett in seinem Kontext folgen will – helfen, diese Welt zu ändern.
–Einschub: Wer vom Absätze zählen genervt ist, bitte kurz ans Ende des Posts springen–
Dass neue Erkenntnisse der Hirnforschung oder neue (na ja so neu auch nicht mehr) Medien ein neues Lernen nötig/sinnvoll machen würde ich ebenfalls skeptisch einschätzen, dazu ein paar Entgegnungen bezogen auf die Agenda-Texte aus dem Kurs:
  • Lehre sei keine unverzichtbare Voraussetzung für die Initiierung und Begleitung von Lehrprozessen (FAZ-Artikel, Absatz 1)
Wenn ich von initiieren und Begleitung lese, gehe ich davon aus, dass dies von außen erfolgt. Initiert werden solche Prozesse sicherlich auch von (zufälligen) Begegnungen mit Texten, Tweets, Audioboos, Erfahrungen…Dies braucht keine Lehre. Aber eine Begleitung braucht in der Regel jemanden der begleitet. Eine Möglichkeit davon ist Lehre – oder es handelt sich im allgemeineren Sinne um Personen, die Lern-Begleitung als ihre Aufgabe sehen. Und wenn ich nicht zufällig lernen will, dann hilft Lehre oder Unterricht einfach (abgesehen von der Zertifizierung, die ja auch schon im opco11 angesprochen wurde — Einschub: wie zitiere ich in einem Blog am besten Tweets?–)
  • informelles Lernen: 80% ihrer Fähigkeiten lernen Erwachsene außerhalb von Bildungsinstitutionen (FAZ-Artikel, Absatz 2)
Das überrascht nicht wirklich. Wie viele Erwachsene verbringen wie viel ihrer Lebenszeit in Bildungsinstitutionen oder Fortbildungen? Es wäre erschreckend, wenn außerhalb kein Lernen stattfinden würde, bedenkt man die obige Definition.
  • Wozu Teilnahmepflicht, wenn Wissen auch durch Einsenden von Lösungen nachgewiesen werden kann (FAZ-Artikel, Absatz 6)?
Das ist ja vielleicht der Kern der sich ändern muss (oder bereits geändert hat?): Ist die Hochschule ein Ort um Wissen nachzuweisen? Oder soll hier lernen ermöglicht, begleitet, unterstützt, angeleitet werden? Das kann natürlich auch online geschehen. Die Frage ist hier aber auch eine des Aufwandes, der Lehr- und Lernziele sowie der Interaktionsgestaltung (wie es auch im Artikel später heißt).
Ich schließe vorerst mit:
  • Lernen ist immer Selbstlernen (FAZ-Artikel, letzter Absatz)
Absolute Zustimmung, nur: Selbstlernen läuft nicht von alleine (auch wenn der Begriff vielleicht schon nach einem Art-Perpetuum Mobile klingt). Wenn der Eintritt und das Leben im wissenschaftlichen Raum gelingen soll, dann brauch es mehr. Meine (Selbstlern)-Lektüre hierzu:
Noch vor dem Schluss ein (etwas älteres) Tool (weil es schon so viele spannende gab):
Wer will, kann meine Notizen zu den beiden hier angegebenen Artikeln auch direkt im Text verfolgen und selbst Kommentare (dies nur mit Anmeldung) hinterlassen:
…und bald lese ich: http://ietherpad.com/Bildungsvisionen 🙂

2 Antworten auf „Zukunft des Lernens (#opco11) – Lernen als Perpetuum Mobile?“

  1. Selbstlernen läuft nicht von alleine…
    … oder vielleicht doch, wenn man gelernt hat wie zum "Selbstlernen". Und ich glaube, genau darum sollte es gehen im (höhere?) Bildung.

    Giulia

  2. Danke für Deinen Kommentar, Giulia! Kurze Antwort: Bei einigen Lernern wirst Du recht haben, die haben Selbstlernen schon gelernt.

    Andere nicht, vielleicht können sie auch entsprechende Ressourcen schlecht nutzen (Zeit, Freunde, Medien).

    In der Hochschule sollte es in der Regel um die Integration der Selbststudiumszeiten gehen (dafür gibt es ja die schönen CP-Workload-Regelungen). Ob diese Integration mit mit der Aufgabe "Lesen Sie bis zum nächsten mal…" schon gut umgesetzt ist, ist die Frage. Was sind denn Deine Erfahrungen?

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