Worte, Worte, Wooorte – Fachdidaktik, allgemeine Didaktik, Hochschuldidaktik, Pädagogik – Klärungsversuche

Es ist ein Kreuz mit den Begriffen (Worten). Und nur, weil es mir immer mal wieder begegnet, dass etwas anderes gemeint ist, als es gesagt wird, hier mal ein paar Klärungsversuche:

Fachdidaktik bearbeitet nicht die Frage, wie Lehre in den Fächern an den Hochschulen gestaltet werden soll oder kann. Sie ist auf die Gestaltung von Unterricht an Schulen ausgerichtet. Für die Gestaltung der Hochschulllehre kann man von fachbezogener Hochschuldidaktik sprechen (vgl. Wildt 2011, speziell ab S. 28) – Die Quelle steht übrigens unter CC BY SA-Lizenz 😮

Allgemeine Didaktik bezieht sich ebenfalls auf den Schulbereich (vgl. Reinmann 2015, S. 6) – was Querbezüge und Transfermöglichkeiten aber explizit nicht ausschließt!

Hochschuldidaktik wird oft auf Angebot und Weiterbildung zu guter Lehre beschränkt. Das ist sicherlich ein Kernthema. Aber gemeint ist mehr. In aller Kürze: Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Hochschule als Bildungseinrichtung. Ludwig Huber formuliert genauer: „wissenschaftliche Bearbeitung der Probleme, die mit der Tätigkeit und Wirkung der Hochschule als (auch) einer Ausbildungseinrichtung zusammenhängen […] Hochschuldidaktik treibt Forschung, aber prinzipiell in praktischer Absicht“ (Huber 1983, S. 116). Ausführlich dazu auch Scholkmann, Sommer und Petersen (2014). Und eine weitere  – imho sehr einleuchtend und nützliche – Definition findet sichbei Oliver Reis (2013, S. 21).

Pädadogik ist ein Fach, das Hochschuldidaktiker*innen studiert haben können, aber nicht müssen. Es ist eine Bezugswissenschaft der Hochschuldidaktik. Eine unter mehreren. Bspw. gehören auch Soziologie oder Ethnologie zu den klassichen Bezugswissenschaften der HD (vgl. Kröber und Szczyrba 2011 sowie mit Fokus auf hochschuldidaktische Promotionen ‚meinereiner‘ 2015). Wenn ein Hochschuldidaktiker vor einem steht, muss das also nicht zwingend ein Pädagoge sein (kann aber ein wichtiger Hintergrund sein, ich bin Erziehungswissenschaftler, noch ein anderes Wort :D) und umgekehrt.

Worte, Worte, Worte – Es gibt immer wieder Gelegenheiten, wo das durcheinander geht und ich selbst habe auch erst in letzter Zeit für mich ein paar Klarheiten in diesen Dschungel gebracht. Die wollt ich teilen – und werde in Zukunft immer auf den Blog verweisen, wenn was dazu erläutert werden muss ;).

Interessant ist vor diesem Hintergrund m.E. auch dieser Call zum Verhältnis von Allgemeiner Didaktik und Hochschuldidaktik. Manuskripte können bis Ende Januar 2016 eingreicht werden. Ich hatte mit einem Kollegen mal angedacht, etwas beizutragen, werden wir jetzt aber doch nicht einrichten können. Vielleicht ist aber dieser Post eine kleine nützliche Übersicht für andere.

Literatur:

Huber, Ludwig (1983): Hochschuldidaktik als Theorie der Bildung und Ausbildung. In: Huber, Ludwig (Hrsg.): Ausbildung und Sozialisation in der Hochschule. Stuttgart: Klett-Cotta, S. 114-138. Online verfügbar unter: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0070-bipr-25732 [20.12.2015].

Reinmann, Gabi (2015): Studientext Didaktisches Design. Hamburg. Online verfügbar unter: http://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2013/05/Studientext_DD_Sept2015.pdf

Reis, Oliver (2013): Hochschuldidaktische Herausforderung an die Rechtswissenschaft. In: ZDRW. Online verfügbar unter: http://www.zdrw.nomos.de/fileadmin/zdrw/doc/2013/Aufsatz_ZDRW_13_01_01.pdf [26.2.2015].

Scholkmann, Antonia; Sommer, Angela & Petersen, Kirsten (2014): Hochschuldidaktische Begleitung von Lehrinnovationen: „Nice to have“ oder unentbehrlich? In: Das Lehrlabor. Förderung von Lehrinnovationen in der Studieneingangsphase. Projektstand nach zwei Jahren. Universitäts-Kolleg Schriften. Band 6. S. 40-48. Online verfügbar unter: https://www.universitaetskolleg.uni-hamburg.de/publikationen/uk-schriften-006.pdf [23.10.2015].

Kröber, Edith & Szczyrba, Birgit (2011): Zwischen disziplinärer Herkunft und hochschuldidaktischer Identität – auf dem Weg zu professionellen Standards in der Hochschuldidaktik. In: Jahnke, Isa & Wildt, Johannes (Hrsg.): Fachbezogene und fachübergreifende Hochschuldidaktik. Bielefeld: W. Bertelsmann, S. 69-79.

·       van Treeck, Timo (2015): Raue See und neblige Horizonte: Die Promotion in der Hochschuldidaktik. In: Journal Hochschuldidaktik. 1-2/2015, S. 21-23, Online verfügbar unter: http://www.zhb.tu-dortmund.de/hd/fileadmin/JournalHD/2015_1-2/journal_hd_2015_vantreeck.pdf[17.12..2015].

Wildt, Johannes (2011): Ein Blick zurück – Fachübergreifende und/oder fachbezogene Hochschuldidaktik:(K)eine Alternative. In: Jahnke, Isa & Wildt, Johannes (Hrsg.): Fachbezogene und fachübergreifende Hochschuldidaktik. Bielefeld: Bertelsmann 2011, S. 19-34. – (Blickpunkt Hochschuldidaktik; 121). Online verfügbar unter: https://www.wbv.de/openaccess/themenbereiche/hochschule-und-wissenschaft/shop/detail/name/_/0/9/6004186w019.html#single-94bb9f08c0391e12 [17.12.2015].

Haha…Lernen


1. Das Gehirn ist eine Vorhersage-Maschine, sagt der Soziologe Dirk Baecker (im dctp.TV, leider nur als Ankündigung online).

2. Wenn Vorhersagen des Gehirns im positiven Sinne anders eintreffen, als erwartet, findet Dopaminausschüttung im Hirn statt, es kommt also zu drogenartigen Glücksgefühlen. Die Belohnung mit Glücksgefühlen ist wichtig, denn so findet Lernen statt, sagt Spitzer (2009, S. 182).

3. Es gibt unterschiedliche Formen des Witzes. Eine funktioniert, indem Erwartungshaltungen durchbrochen werden. Ich bin mir nicht mehr sicher, von wem diese Funktionsweise von Witzen stammt. Freud, Kant – Google-Suche ergab keine zufriedenstellenden Ergebnisse – was ich aber belegen kann ist die „Inkongruenztheorie“ aus der Humorschforschung. Laut der funktioniert ein Witz, weil etwas eintritt, was nicht kongruent (deckungsgleich) zu dem ist, was man erwartet hätte…

Wozu diese paar Zeilen? Humor und Lernen haben miteinander zu tun, sie laufen zumindest zum Teil gleich ab.

Danke für die Inspirationen zu diesem Blogpost nach mehr als einem Jahr Blog-Stille bei mir durch Kristina Lucius und Robert Aust.

@timovt @robaust81 In der Pädagogik ist Spaß nicht vorgesehen oder habt Ihr jemals einen (Lexikon-)Artikel darüber gelesen? 😉
— Kristina Lucius (@LuciLucius) November 7, 2014

@LuciLucius agree! #derernstdeslebens beginnt ja schon im Kindergarten, die Uni ist dann fein raus
— Robert Aust (@robaust81) November 7, 2014

Nachfragen – bitte!

In der Ausgabe vom 9.7.2013 der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung findet sich ein umfangreiches Interview mit der Bildungsministerin Johanna Wanka (leider nicht online). Es geht um ihre Zeit in der DDR, Pragmatismus und Anpassung, die Rolle ihrer Mutter und ihres Vaters und um die Wende. Das liest sich soweit alles ganz interessant und auch die Fragen der interviewenden Journalisten sind m.E. ganz gut gelungen. Am Ende aber folgt ein Absatz, wo ich mir dachte: Was ist denn jetzt passiert? Da wird Wanka mit einer Aussage wiedergegeben, die man ohne weiteren Kontext nicht verstehen kann (oder zumindest ich nicht). Wäre da nicht mal Nachfragen angesagt, liebe Journalisten? Ist das kein authorisiertes Interview, wo eventuelle Unklarheiten noch mal entdeckt hätten werden können?
Jedenfalls steht da schwarz auf weiß:

Frau Schavan hat ihr Amt aufgeben, weil ihre Universität ihr den Doktortitel aberkannt hat. War der Rücktritt unvermeidlich?

Als die Kanzlerin mit mir sprach, habe ich als Erstes gefragt: Gibt es keinen Ausweg? Es ist unendlich traurig, und ich finde es entsetzlich und absolut ungerecht. Eigentlich ist die ganze Sache nicht zu verstehen. Es ist das, was ich in der Politik schlimm finde: dass man so behandelt werden kann.

Wenn ich mich recht entsinne, war doch ein Grund für den Rücktritt, dass eine amtierende Bildungsministerien schlecht gegen die in ihren Zuständigkeitsbereich fallende Hochschule juristisch vorgehen kann. Zumindest argumentiert die Welt u.a so – auch wenn sie ansonsten immer wieder seltsam wiederholt, der Computer habe gesprochen. Aber auch darum geht es mir hier nicht.
Denn wie dem auch sei, möchte ich hier gar nicht groß inhaltlich diskutieren, wie es z.B. causa schavan tut. Ich wundere mich nur ehrlich, warum man da als Journalist nicht nachfragt oder als Politikerin für Klarheit sorgt. Oder wer da der Leserschaft warum Raum für Vermutungen gibt. Oder sollte es absichtlich nebulös bleiben, wie in meiner TL vermutet wurde?

@timovt oder ein cleverer Journalist weiß, dass das Zitat allein für mehr Aufregung sorgen könnte.
— Anja Lorenz (@anjalorenz) June 10, 2013

Wissenschaflter ohne Gehirn?

Neue Rubrik zu Sprachverhunzungen oder unglücklichen Ausdrücken:

Am Wochenende im Radio einen sehr spannenden Bericht zum Bewusstsein bei Pflanzen gehört. Unglaublich, wie Pflanzen je nach Schädlingsbefall unterschiedlich reagieren oder ihre eigene Umwelt beeinflussen können, indem sie bestimmte Stoffe abgeben.

Sprachlich eindrucksvoll:

Mangels eines Gehirns und schnellerer Ausdrucksmöglichkeiten weigern sich viele Wissenschaftler, Pflanzen als intelligent zu bezeichnen – und nicht nur als intelligent programmiert.

Menr in der gesamten Mitschrift der Sendung.